Brief eines Lehrers an seine Schüler

Lehrer

Liebe Schülerinnen und Schüler

In den letzten Jahren habe ich mit mir und mit Ihnen gekämpft und gerungen. Mühsam versuchte ich, es Ihnen in allen Belangen recht zu machen, Ihnen den Stoff so zu vermitteln, dass er Lust bereitet und motiviert. Dies tat ich im besten Glauben, damit etwas Gutes zu tun, nämlich Ihnen etwas auf Ihren Lebensweg mitzugeben, um alle Grunderfordernisse zu erfüllen, die in der heutigen komplexen Welt – vielleicht leider – erforderlich sind und verlangt werden.

Je mehr und je länger ich mich um solches bemühte, umso weniger vermochte ich Ihre Motivation zu spüren, Ihre Bereitschaft auszumachen, das anzunehmen, was ich Ihnen geben wollte. Doch nicht nur die Motivation schien zu schwinden, sondern auch die Achtung voreinander und das gegenseitige Vertrauen. Dass auch die Leistungen unter dem grossen, allseitigen Druck, bedenklich in den Keller fielen, ist eigentlich nur folgerichtig und wenig verwunderlich. Die Grundbedingungen, das Fundament schien zerbrochen, weil der Zusammenhang immer mehr fehlte.

So habe ich mich nach langem Ringen mit mir selbst, entschlossen, diese Situation ab dem heutigen Tage und mit sofortiger Wirkung zu ändern! Ich verlange nichts mehr von Ihnen! Sie können gehen! Ich erwarte auch nicht, dass Sie wiederkommen sollen. Ich bin Ihnen deswegen auch gar nicht böse, weil ich weiss, wie schwer Sie es haben. Einigen wird diese Situation nicht so sehr gefallen. Die meisten von Ihnen – so bin ich überzeugt, sind aber sehr froh darüber. Ich selber bin nicht froh, aber auch nicht traurig.

Sie können eine Woche ausbleiben; Sie können zwei, drei, vier oder mehr Wochen ausbleiben: Solange Sie wollen! Ich gebe Ihnen eine Liste mit, was die Lernziele dieses Jahres sind. Am Ende des Schuljahres dürfen Sie ungeniert zu mir kommen und die Prüfungen ablegen. Sie können aber auch jederzeit bei mir Hilfe anfordern, ja Sie können auch weiterhin den Unterricht regelkonform besuchen. Ich bin immer für Sie da. Sie können es halten, wie Sie wollen. Wenn Sie gar keine Schule mehr haben möchten, dann müssen Sie es vor sich und Ihren Angehörigen selber verantworten und alle daraus entstehenden Folgen gut überdenken.

Rechnen Sie damit, dass Sie früher oder später in eine Krise geraten. Aber diese Krise muss wohl sein. Erst durch sie kann der gegenwärtige Nullpunkt durchschritten werden. Wie es weitergehen soll, liegt also ganz in Ihren Händen!

Hochachtungsvoll,
Ihr Lehrer

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Sommermärchen

Kätzchen* So manches Sommermärchen wird im Winter zum eisigen Melodrama. Liebe, Licht und Leben sind grosse Worte hinter denen oft nur ein seichtes Tümpelchen von Illusionen und leeren Phrasen steckt. Allein die Begriffe lassen so manchen Esotümpler abheben. Doch Name ist, wie es so schön heisst, “Schall und Rauch“. Die Verwicklung in Schwelgerei und Phantastik, dörrt wohl jeden gesunden Menschenverstand aus, verführt ihn in die Abhängigkeit obskurer Geister, (…die er selber rief). 

So erlebe ich oft die Grundstimmung gleichnamiger oder ähnlich betitelter Social-Gruppen. Das rein gedanklich-philosophische gilt oftmals als DIE Entwertung jeder spirituellen Ausrichtung. “Mit dem Herzen denken“ und ähnliche Gleichungen verhärten sich als kopfige Denkmuster im Eigner derselben: Das Kind wird mit dem Bade ausgeschüttet. Ebenso gut können wir “Meditation“ mit “Dösen“ gleichsetzen. So hallte es in diesen Gruppen zu Hauf nach, wie in diesem Beispiel: “Ich bin heute traurig. Wer kann mir eine Umarmung schenken“. Dergleichen tiefsinnige Bemerkungen brachten es mal locker auf über 600 Likes und fast ebenso vieler Kommentare in wenigen Stunden. Darunter fehlten auch Dutzende von den “herzigen“ Kätzchen nicht, deren Aura wohl zur Grundausrüstung solcher Spiritualität gehören*. Artikel mit tieferem Inhalt bringen nur selten auch nur ein einziges “Like“ zustande, weil deren lesen zuviel Anstrengung kostet und zuweilen auch Unverständnis ernten. Das klingt nach Rache und maßloser Eifersucht. Fehlinterpretation. Solche Gefühle spielen allerdings kaum eine Rolle. Vielmehr ist es Trauer und ein bisschen Wut wohl auch, insofern ein spirituell orientierter Mensch sich eine solche überhaupt erlauben darf; ja Wut über so viel Dumpfheit und Stumpfsinn! Darüber hinaus stellt sich zugegebenermaßen eine permanente Resignation bei mir ein. Denn wie wenig sind viele scheinbar, gerade in solch seichtem Gefilde, bereit, die vorrangigste menschliche Fähigkeit, das Denken, auszuschalten und sich mangels gesundem Menschenverstand und Unkenntnis ihrer Psyche und Bereitschaft zu deren Erkenntnis in äußerst schwierige Lebenssituation manövrieren…

Ich will keineswegs behaupten, dass wir den blossen Intellekt überbewerten und loben und die kalte Abstraktion auf ein hohes Podest stellen sollten. Ein „verlebendigtes“ Denken befreit uns indessen gerade davon: von Abstraktionen und allegorischem Gesäusel! Lebendig oder nicht, die Frage danach wird nirgendwo richtig klar und deutlich gestellt. Ich versuche genau diesem Aspekt gerecht zu werden. Vieles wird in solchen Kreisen in denselben schwammigen Topf geworfen, in die kleinkarierten Kisten unserer Vorurteile und Gewohnheiten gestopft und verpackt, wie jene konservativen, traditionellen, die sie gerade verurteilen. Dabei wird begreiflicherweise das Image der Esoterik nicht gerade verbessert. Das ist sehr, sehr schade! Denn die Überwindung des materialistischen Tuns, Fühlens und Denkens wird meines Erachtens in unserer Zeit dringender als je gefordert. Aber gewonnen wird durch die Gefühlsmystik rein gar nichts. Das Erwachen in die lebendige, reale Welt könnte in der Tat zu einem Sommermärchen werden…

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*Achtung, das Kätzchen als Titelbild ist nur ein Lockvogel…;-)

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und „Ursli und der Traum vom Schiff“, ein Kinderbuch auch für Erwachsene…

Digitale Technik im Kreuzfeuer

TechnikDiskussionen über technologische Möglichkeiten und Machbarkeiten häufen sich. Manche zeichnen Horrorvisionen bei gewissen Entwicklungen auf. Und dennoch sind sie nicht zu stoppen…

Vor zwei Jahrzehnten war es kaum denkbar, dass sich einige Jahre später Jugendliche und Erwachsene nur noch via Smartphone unterhalten. Dass ein einziges Gerät soviel Zeit unseres Lebens beanspruchen würde, hielt man für einen indiskutablen Zustand, hätte man ihn kommen sehen. Als sie dann da waren, diese Dinger und immer raffinierter wurden, brannte sich das Bild langsam, schleichend und unaufhaltsam in der Gesellschaft ein. Die Macht der Gewohnheit, die zunächst alles Neue verdammt und wenn es sich doch erst einmal etabliert hat, vergöttert, ist ein typisches Merkmal der menschlichen Natur…  Digitale Technik im Kreuzfeuer weiterlesen

Gespräch eines Frosches mit sich selbst

FroschFrosch: Ziel der Entwicklung jedes Frosches ist es doch, an den einen und gleichen Frosch-Punkt heran zu kommen, dem höheren Frosch-Bewusstsein sozusagen. Jeder Frosch entwickelt sich nach seinen individuellen Möglichkeiten und Anlagen auf dieses Ziel hin!

Des Frosches “Es“: Ach Quaktscht! Genauso gut könnte sich doch jeder Frosch einfach zu seinem eigenen privaten Frosch-Vergnügen hin entwickeln! Warum auf einen Punkt?

Frosch: Was macht es denn für einen Sinn, wenn frosch sich nur zu seinem eigenen Wohle entwickelt?

Es: Ach dieses blöde Geschwätz von der Sinnfrage! Sorry, da werde ich ganz anders. Warum muss denn immer alles einen Sinn haben!?

Frosch: Na ja, sieh es mal so: wäre dein Tun und Gequacke völlig sinnlos, warum entscheidest du dich denn für das eine und gegen das andere? Nimm mal dieses fette Würmchen dort. Es macht doch sehr wohl einen Sinn, danach zu schnappen oder?

Frosch2Es: Flschtttttt… Mampf
…Ja freilich, aber deshalb stelle ich mir doch noch lange keine Sinnfrage vorher! Ich schnappe danach und fertig!

Frosch: Du meinst Naturinstinkt und so…

Es: Genau!

Frosch: Vielleicht gibt es aber doch noch schwierigere Entscheidungen als diese?

Es: Wie meinst du das genau?

Frosch: Na ja, wenn’s ums nackte Überleben geht zum Beispiel… Oder wenn Dinge eintreten, die man lieber anders gehabt hätte.

Es: Du meinst, wenn dir vor der Nase die Beute weggeschnappt wird und solche Sachen…

Frosch3Frosch: So ungefähr ja…

Es: Gut, das ist schon ganz schön hart, das gebe ich zu! Da gilt halt einfach, der stärkere überlebt und das war’s.

Frosch: Mehr hast du dazu nicht zu sagen?

Es: Was soll ich dazu sagen?

Frosch: Scheinbar fällt dir das Leben sehr leicht! Der Sinn besteht in der Nahrungsaufnahme und in Sex und fertig. Darüber hinaus hast du aber vielleicht auch noch höhere Ziele?

Es: ?

Frosch: !

Frosch4Er nahm einen großen Satz und landete knapp neben einer Seerose im seichten Getümpel. Dort schnappte er blitzschnell nach einer fetten Fliege, die es sich auf dem Seerosenblatt gemütlich machen wollte…

Es: (Selbstgenügsam einschlafend) Ach, wie gut es tut, mit klugen Köpfen wie ich selbst über das Leben zu philosophieren…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Kunden finden – Kunden binden

KundenbetrugKunden finden, Kunden binden!
Den Spruch predigte man wiederholt gebetsmühlenartig  monoton und suggestiv an einem Verkaufs-Seminar, an dem ich vor vielen Jahren, aus einer finanziellen Not heraus, teilnahm.
“Herbalife“ nannte sich das Verkaufsprodukt aus dem Reigen der Nahrungsergänzungsmittel. Jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin wurde ermuntert, ein Geschäft auf eigenes Risiko zu eröffnen durch Ankauf einer grösseren Menge dieser Produkte plus Anwerbung neuer Kunden. Dies mit dem Versprechen erheblicher Gewinne nach dem Verfahren eines „Schneeball-Prinzipes“.

Die Schaffung von Abhängigkeiten ist der Motor der Wirtschaft | Dazu braucht man die Werbung. Der Anschein von Individualismus ist der Lockvogel für allgemein menschliche Triebe und Schwächen, die schamlos ausgenutzt werden. Das heißt, etwas grundsätzlich Allgemeines, der (Natur-) Trieb, wird als „individuell“ verkauft. Dazu gehören Lustgefühle, Unbewusstes und allerlei Wünsche. Im wirklichen Sinne Individuelles hat damit rein gar nichts zu tun. Egoismus und Individualismus verhalten sich zueinander wie bloße Lust zu einer wahren Begeisterung. Jene stützt sich auf vorgeprägte, automatisierte Muster und Verhaltensweisen, diese auf selbst geschaffene Intentionen und Impulse. Jene sind durch Werbung ansprechbar, da sie meistens unbewusst auftreten, diese nicht. Werbung hat also in erster Linie die Aufgabe, durch Lustschöpfung Kunden anzusprechen und zu finden, das heißt, neue potentielle Käufer, Abonnenten, Interessierte usw. für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu gewinnen. Ist das gelungen, so müssen diese in einem zweiten Schritt an das Produkt oder an die Dienstleistung gebunden werden, was nichts anderes heißt, als immer neuere und raffiniertere Abhängigkeiten zu schaffen. Dies kann durch Kredite geschehen, durch Abofallen oder durch Zusatzmittel, die nur mit einem bestimmten Gerät etc. funktionieren (berühmtes Beispiel: die Druckertinte u.a.).

Auch der Staat ist nicht daran interessiert, dass Menschen wirklich unabhängig leben können. Warum eigentlich? Zählt doch die Freiheitsmaxime zu den primären, in fast jedem Grundgesetz verankerten, Rechten? Ein Haus kauft heutzutage niemand mehr in bar und zum Vollpreis. Das können sich die wenigsten Leute leisten, ebenso wenig wie viele andere Luxusgüter. Der Hauskauf besteht meistens aus einem Kredit, genannt Hypothek (das ist etwas, was unter (hypo) dem Tisch (theke) hindurch geschoben wird). Andersherum verhält es sich mit dem „Käufer“, der in Tat und Wahrheit ein Kreditnehmer (und nicht etwa ein Hausbesitzer) ist. Letzteres bleibt alleine die Bank, die damit im Idealfall eine lebenslange Abhängigkeit schafft. Ebendieser Käufer wird dann „über den Tisch“ gezogen. Ähnlich verhält es sich auch mit anderen Objekten, die z.B. auf Leasing-Basis funktionieren. Wer einmal richtig durchgerechnet hat, was sein geleastes Auto, im Vergleich zur Barzahlung, kostet, und dabei die akrobatischen Rechnungsmethoden der Autoverkäufer durchschaut, der kommt ganz schön ins grübeln. Das kann gut und gerne fast das Doppelte ausmachen.

Individuelle Bedürfnisse, die einen Hauch von Freiheit vermitteln, werden in bares Geld umgewandelt. Der Betrogene fühlt sich indessen nicht als solcher, weil sein Bedürfnis zunächst gedeckt zu sein scheint. Die Werbung hat somit funktioniert, die Lust ist befriedigt (zumindest bis zum nächsten Mal). So werden massenweise Abhängigkeiten geschaffen, meistens ohne dass wir dieses Spiel durchschauen. Wir spinnen auf diese Weise ein immer größeres Netzwerk um uns herum. Dass Geld woanders als auf der Bank aufgehoben werden könnte, ist in unserer westlichen Kultur kaum mehr denkbar. – alternativ könnte es immer noch in Omas Matratze eingenäht werden. Immerhin kann man sich eine solche Strategie, trotz lästernder Kollegen, wenn vielleicht auch nicht gerade in einer Matratze, so doch zumindest im Safe, zuhause oder anderswo und ohne unnötige Buhrufe, ernsthaft überlegen! Sind doch die Dienstleistungs-Kosten, die man auf den Banken tätigt, oft höher als das bisschen, immer näher gegen Null hin tendierender, Zinses, das man am Ende des Jahres dafür bekommt. Aber kein Bankkonto zu haben ist in einigen Ländern sogar strafbar. Ja warum wohl? Weil eine andere Abhängigkeit dahinter lauert, die Steuern!
Die nicht kontrollierbaren Gelder oder Werte gehören zu den empfindlichsten Stellen im Fokus des “Väterchens“ Staat. Nicht dass ich hier ein Loblied auf die Steuerhinterziehung anstimmen möchte. Das muss jeder mit seinem eigenen Moralempfinden ausmachen. Aber wenn man den kleinen noch dasjenige nehmen will, was er/sie NICHT haben, dann kommen mir berechtigte Zweifel am System.

Kunden binden ist jedenfalls nicht das höchste Prinzip menschlicher Moral. Dass die „freie Marktwirtschaft“ in diesem Kontext mit Freiheit wenig zu tun hat, scheint nun klar zu sein. Denn die Freiheit „Tun und Lassen zu können“ hängt immer auch am dafür zur Verfügung stehenden Budget. Dieses bestimmt den Marktwert und somit die Marktkraft. Und wo diese am grössten ist, entsteht ein Machtgefälle von reich nach arm. Die so definierte „Freiheit“ ist ein Betrug und noch mehr eine Illusion, weil sie dem kleinen Mann, (der kleinen Frau) vorgaukelt, dass es in seiner/ihrer Hand liege, das Spiel mitzuspielen. Indessen sind dafür die Karten schlecht verteilt (oder gar gezinkt). Suche man also die wirkliche Freiheit lieber woanders… und hüte sich vor dem eigentlichen Stolperstein, dem eigenen Ego.

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Freie Gemeinschaften

GemeinschaftenEin hohes, soziales Ziel einer modernen Gesellschaft ist die Förderung „freier Gemeinschaften“. Diese definiert sich ausnahmslos durch freie Mitglieder. Frei können sie nur sein, wenn die darin befindlichen Menschen frei sind. Da sie nicht zum vornherein frei sind, sondern es erst werden müssen, gestaltet sich diese Zielvorgabe als äußerst schwierig.

Das grösste Problem dabei sind „Verkittungen“ und „Verquickungen“, die durch unfreie Menschen geschaffen werden. Verbinden sich diese mit negativen gruppendynamischen Effekten, kann dies die Entwicklung der höheren Ziele jedes einzelnen erheblich stören, auch wenn sich diese als „freie Gemeinschaft“ bezeichnen. Dies geschieht selbst dann, wenn die Inhalte solcher Gruppen edler Natur sind (Menschenrechte etc.) Der freie Mensch definiert sich nicht über den Inhalt, sondern über „moralische Intuitionen„, das heißt immer durch situationsangepaßte, sittliche Ideen und Impulse.

Eine solche Gemeinschaft hätte in diesem Sinn den Auftrag, den Menschen einen Nährboden zu schaffen, der sie näher zur individuellen Freiheit bringt. Welcher Art diese Freiheit ist und was sie nicht ist, kann in Dutzenden von Beiträgen in diesem Blog nachgelesen werden. Nicht Normen, Gesetze, Vorgaben, Richtlinien, Traditionen, Sittengebräuche u.s.w. sind es, die lenken und leiten. Ebenso wenig führen jede Art von Fanatismus oder Dogmatismus dahin, sondern einzig gegenseitiges Vertrauen, Toleranz und eine bedingungslose Liebe zum Nächsten und zu sich selbst. Und dazu gehört die Förderung der individuellen Anlagen von Kindesbeinen an.

Was heißt das? Wo stehen Sie selbst? Wie nahe sind Sie persönlich an dieser Zielvorgabe beteiligt? Wie fördern Sie die Menschen in Ihrem Umkreis in dieser Weise? Welche Intentionen tragen Sie zur Freiheit der Menschen in Ihrer Nähe bei? Wie gestalten Sie den Raum der anderen? Brauchen Sie dafür Durchsetzungsvermögen, Disziplin oder gar Schlauheit? Wenn Sie sich etwas wünschen, wie kommen Sie zu Ihrem Ziel? „Über Leichen“ oder im gegenseitigen Einvernehmen? Das sind Fragen die man sich unentwegt und immer wieder von Neuem stellen muss.

Das Gegenteil einer freien Gemeinschaft ist eine verdeckte, verlogene Gesellschaft von sich selbst behauptender Egoisten, egal wie hoch ihre sozialen oder spirituellen Ansprüche von ihnen selbst gestellt werden. Jede persönliche Übervorteilung gegenüber anderen, reduziert dessen Freiheit, egal ob er/sie es merkt oder nicht! Gerade dies ist die vorrangige Wirkung der meisten (leeren) Versprechungen dieser Art: Sie wirken direkt ins Unterbewusstsein und lassen den Übertölpelten im „Schnäppchenglauben“ oder im „Seelenheilglauben“. Vieles ist in dieser Weise psychologisch konstruiert und konditioniert. Gerade das wichtigste, nämlich das Selbstbewusstsein, wird dabei ausgeschlossen. So wirkt gute Werbung gerade durch Ausschluss desselben! Alles andere ist eine Lüge…

Ist eine freie Gemeinschaft also ein Ideal, kein normaler Zustand? Ich würde sagen, ja, aber ein realistisches Ideal. Erst wenn jedes Mitglied zumindest eine Ahnung davon hat, wie und wo er/sie seine/ihre eigene persönliche Freiheit finden kann (nämlich nur bei  sich selbst), wird sich die Gesellschaft in eine andere Richtung bewegen können. Glaubt man nicht an diese Freiheit, sondern sieht den Menschen bestenfalls als ein einigermaßen klug konstruiertes und mit Vernunft begabtes Wesen, jedoch mit einer tendenziell unkorrigierbaren Neigung zum Egoismus, dann kann sich eine Gesellschaft niemals ändern. Krieg, Betrug, Lüge und persönliche Übervorteilung bleiben darin die unverrückbare Grundausrichtung. Entwicklung zu besseren sozialen Verhältnissen werden immer an den Machtgelüsten anderer scheitern. Insofern wäre es auch konsequent, die Zähne zu zeigen und nichts zu verdecken und zu leugnen!

Für Partnerschaften kann man übrigens das gleiche sagen. Das Ego liebt anders als ein freies Ich! Diese Liebe möchte immer etwas für sich selbst einfordern. Sie sucht die eigene Befriedigung (gegebenenfalls durch den anderen). Alles andere ist eher Pflicht als Kür. Man tut es, um selbst wieder zu erhalten. Das freie Ich lebt vom schenken! Es findet die Erfüllung im Wohl des/der anderen. Es ist die Art von Liebe, wie sie von Paulus im Römer-Brief beschrieben wird. Eine freie Gesellschaft lebt ebenfalls vom schenken. Das bloße einfordern gehört an die gebundene Welt und zum gebundenen ich.

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Vom Sinn des Lebens

Sinn des Lebens Irgendwann in ihrer weltlichen Karriere stellen sich viele Menschen die Frage nach dem „Sinn ihres Lebens“. Nur wenige sind fraglos zufrieden und glücklich mit dem, was sie haben, auch (oder gerade?) wenn sie viel besitzen.
In meiner Tätigkeit als Therapeut wurde ich in den letzten zwei, drei Jahrzehnten häufig mit Sinnfragen aller Art konfrontiert, die im Grunde immer auf ein „zu sich kommen“ hinzielen. Nur, was heißt „zu sich kommen“?

Begegnet man Menschen, die sich intensiv mit spirituellen Fragen beschäftigen, hört man oft unterschiedliche „Weisheiten“ zu dem Thema, die manchmal sehr unbefriedigend sein können. So hört man dort auch oft den Einwand, dass man nicht zuviel darüber nachdenken sollte, was der „Sinn des Lebens“ sei, sondern lernen müsse, mehr „in sich hinein zu fühlen“. Die Frage allein schon, so heißt es dann, zeige auf, dass man zu sehr „im Kopfe“ sei, was ein Hindernis in der spirituellen Entwicklung bedeute. Die „Suche“ nach dem Sinn des Lebens, heißt es dann oft, höre dann ganz auf, wenn man im „Jetzt“ angekommen und gegenwärtig „geworden“ sei, sich quasi „gefunden“ habe. Hm, schön erklärt, dann nichts wie los, fangen wir gleich damit an! Hören Sie also auf zu denken!

Da diesen Anspruch (des im „Jetzt“ lebens) die meisten Menschen (noch) nicht erfüllen können und man in der Gegenwart auch nicht „geworden ist“ (sondern zeitlos „ist“), stellt sich die Frage halt weiterhin und von neuem – und man kommt zunächst nur mit Denken weiter. Mit dieser Antwort ist also nicht viel gewonnen. Verkürzt hieße die Lösung des Problems für mich vielleicht etwa so: Der Sinn des Lebens besteht darin, Erfahrungen zu sammeln, um sich weiter zu entwickeln. Was damit aber nicht beantwortet ist und zuweilen einen fahlen Geschmack hinterlässt ist die Frage, für wen oder wozu man dies denn tun solle, was bringts, wem hilfts? Für sich selbst? Sozusagen, als Ego-Trip? Hm, unbefriedigend. Für die „Verbesserung der Welt“ oder der Schaffung „kultureller Vielfalt“ usw? Doch was ist „besser“? Und warum soll man das Denken dabei ausschalten? Stehen die Gefühle tatsächlich höher als die Gedanken? Oder ist dies ein Trugschluss?

Immerhin haben Sie jetzt schon kräftig mitgedacht und womöglich den Kopf hin und wieder in die eine oder andere Richtung bewegt. Bis hierher haben Sie übrigens schon die durchschnittliche Seitenbesuchsdauer auf diesem Blog erreicht! Sie können jetzt also getrost wegklicken…

Sollten Sie aber dennoch unbedingt weiter lesen wollen, so fragen Sie sich, warum Sie dies tun und warum Sie den Kopf geschüttelt haben. Weil Sie vermutlich eine eigene Meinung dazu gebildet haben? Möglich, sonst hätten Sie sich kaum für den Artikel interessiert oder schon gar nicht weitergelesen. Das Bewegen Ihres Kopfes bestätigte – oder tadelte – die von mir angeführten Gedanken. Das heißt, dass Sie sich bereits im Laufe der Jahre ein persönliches, nämlich Ihr (Lebens-) Konzept erarbeitet haben. Aus dessen Erfahrungsschatz beziehen Sie nun Ihre Urteile. Und davon möchten Sie sich jetzt womöglich nicht so leicht umstimmen lassen! Ein solches Konzept ist zum Beispiel jenes einer Gefühlsmystik? Wie auch immer Ihres aussehen mag, es beruhte und beruht jedenfalls auf intensivster gedanklicher Arbeit Ihrerseits. Wenn Sie jetzt damit auf die Welt blicken, können Sie relativ schnell eine Einschätzung diverser Situationen zu verschiedenen Themen abgeben. Ihre Gefühle richten sich indessen ganz an das von Ihnen geschaffene Weltbild. Sie empfinden Missmut, wenn Ihnen etwas widerfährt, was sich in der Abgleichung mit Ihren eigenen Konzepten wenig oder gar nicht decken lässt. Und das Gegenteil passiert Ihnen im Fall der teilweisen oder totalen Übereinstimmung. Dann nämlich sind Sie vermutlich glücklich mit dem vorgebrachten oder gelesenen.

Mag sein, sagen Sie, aber was hat das Ganze nun mit dem Sinn des Lebens zu tun? Scheinbar wenig – und doch sehr viel! Will heißen, Ihre persönliche Situation und das Leid, die Freude im Leben, hat immer mit einer dieser inneren „Abstimmungen“ oder „Abgleichungen“ der anderen Inhalte zu tun. Glück oder Unglück fühlen sich an wie gestimmte oder ungestimmte Saiten auf dem Instrument Ihrer Seele. Dies lässt Sie hoffen oder zweifeln, lieben oder hassen. Das ist alles?
Sind wir also, so kann man sich jetzt fragen, hoffnungslose Automaten, nur immer dem Wind, den Wellen oder dem Sturm eines inneren Seelenmeeres ausgeliefert? Heißt die Losung des Übels bestenfalls „positiv denken“ um einigermaßen über die Runden zu kommen? Und was ist der Sinn dahinter?

Allein das Gewahr werden dieser Tatsache enthüllt so manches Leid. Und insofern Sie dies immer näher an der Gegenwart tun (und nicht erst im nachdenken oder reflektieren!), enthüllt sich Ihnen auf einmal etwas Neues. Dieses „dahinter erleben„, deckt eine Schicht ab, unter der Sie zuvor eingehüllt, sozusagen eingenebelt waren. Nur aus dieser neuen Perspektive heraus, in der Selbstbeobachtung (neudeutsch Selbst-Reflexion), können Sie auf sich selbst blicken oder eben zu sich selbst kommen. Damit treten Sie heraus aus der „Gefangenschaft“ Ihrer Seele. Die Wellen können Ihnen nichts mehr anhaben, denn Sie wandeln jetzt auf ihnen (wie Jesus dies getan hat, ein sehr schönes Sinnbild!!). Aus dieser neuen Perspektive heraus begreifen Sie erst ihr wahres Leben, ihr Schicksal und Ihr Verhalten!
Dies geht selten von heute auf morgen, sondern ist mit steter Übung verbunden. Immer wieder werden wir dabei fallen (oder absaufen)! Wir sehen aber dieses „Licht am Ende des Tunnels“ stets deutlicher und richten unser Leben mehr und mehr darauf hin aus.

Der Eintritt in das Innerste hat begonnen. Das ist der primäre Sinn des Lebens…

Nur ist dies kein Ego-Trip. Denn dieses Ego haben Sie soeben verlassen. Und Sie werden erst jetzt die wirkliche Verbundenheit mit der Welt erfahren können. Damit aber hat sich wohl auch die zweite Frage erledigt, jene nach dem wozu und für wen. Alles ist immer für alle, aber immer aus Ihrer intuitiv erfassten, individuellen, situationsangepassten (moralisch abgestimmten) und somit freienTat heraus, will heißen aus dem JETZT.
Das klingt zunächst unverständlich und schmeckt sehr nach bloßem daran glauben und diesem viel beschworenen Wir-Gefühl der Eso-Szene. Und dennoch kennen die meisten Menschen dieses Erlebnis wenigstens ansatzweise. Nur vergisst man es (oder besser: sich selbst) ständig wieder. Kaum hat uns die Nebeldecke der Vorstellungen und Glaubenssätzen wieder erfasst und eingelullt, ist es schwer, an eine Sonne darüber zu glauben. Da hilft nur dranbleiben…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Warum dieser Blog kein Renner wird

DatenkosmosEine selbstkritische Betrachtung…
Es gibt sehr viele Blogs, ich gebe es zu, und unendlich viele Informationen und Milliarden von Meinungen und Ansichten im virtuellen Datenkosmos des Internets. So manches ist massentauglich, anderes weniger, dieser Blog ist es sicher nicht! Und warum? Weil die Leute immer genau dort gepickst werden, wo es ihnen am meisten weh tut: bei sich selbst.

Nicht etwa, dass ich auf sie zeigen und ihnen meine Meinung ins Gesicht schleudern möchte, wie es viele andere tun; nein eben nicht! Ich stupse sie immer dort, wo es am meisten weh tut und stelle die ewig gleiche Frage nach den wirklichen inneren Motiven, die jeden/jede von Ihnen antreibt. Diese innersten Motive, die Beweggründe und die Triebfedern zu unserem Tun, denken und fühlen, sind die tiefsten und scheinbar unzugänglichsten und doch „offenbaren Geheimnisse“ unserer Persönlichkeit. Die Frage danach bringt immer das eigene Gewissen auf den Plan. Das ist sehr, sehr unangenehm. Lieber weicht man aus, als dass man sich mit sich selbst anlegen will. Es könnten ja Dinge aufgedeckt werden, die wir lieber gar nie wissen wollen, weil sie an unserer Selbstsicherheit und unserer Selbstgewissheit nagen und das Ego zerstören möchten.

Meine Aufgabe in diesem Blog ist es, penetrant auf diesen Lebens-Hintergrund jedes einzelnen Menschen, mit teilweise unangenehmen Folgen, hinzuweisen. Und warum tu ich das? Warum erzähle ich nicht Gechichten aus meinem eigenen Leben? Unrecht was mir geschehen ist, Unrecht, das auf der Welt passiert; von Kriegen und von den Bösen, die unsere Gesellschaft vernichten wollen, von dem großen Kapital und von den skrupellosen Finanzhaien, die über Leichen gehen, um ihre nie enden wollenden Gewinne einzufahren und damit ihre Macht ausweiten? Warum beklage ich mich nicht über die unseligen Pharma-Riesen, die immer wieder alte (und neue?) Krankheiten neu erfinden – um jeden Preis – weil sie davon (und nur davon) ihre satten Gewinne einfahren. Nebenbei gesagt: Warum sollten sie uns gesund machen wollen, wenn „gesund sein“ heißt, weniger Umsatz zu generieren? Oder ich könnte mich über all die dumpfen Gemüter ärgern, die einfach nicht checken wollen, was auf dieser Welt alles schief läuft und ich könnte sie bekehren wollen, um ihnen mein Rezept (eines von Millionen) zur Verbesserung der Welt zu predigen!

Oder warum schreibe ich nicht von der blöden Kuh am Postschalter, die mich wegen lumpiger 20 Gramm Mehrgewicht des Pakets wieder nach Hause schickte und die bereits bezahlte Frankierung zunichte machte. Oder ich könnte auch von den ätzenden Computererlebnissen erzählen, von dieser elendiglichen, unleidigen Kiste, die mich jeden Tag auf die Palme treibt, weil deren Innereien (die Chips) nicht das tun, was ich gerne möchte, oder zumindest nicht in der Zeit, die ich gerne hätte, um effizienter zu arbeiten und – eben – Zeit zu gewinnen. Zeit, die ich einst glaubte gewinnen zu können dank der hochheiligen digitalen Technikkuh, was aber einem radikalen Selbstbetrug und Denkfehler gleichkam. Verrat! Überall Verrat und Elend! Und dann diese endlose, Tinte saufenden Billigdrucker-Monster mit hochauflösender Technik, die das Schnäppchen zum Horror machen, weil man für das Verbrauchsmaterial bald einen Kredit aufnehmen muss! Nicht zu schweigen von all den Pennern, die mir tagtäglich den Vortritt im Verkehr abschneiden oder dumme Kommentare abgeben…

Sie sehen, es gäbe genug zu jammern. Dies alles wäre zudem ein gefundenes Fressen für die Seele der meisten Leserinnen und Leser, weil sie sich damit identifizieren könnten, weil ihnen vielleicht jeden Tag dasselbe oder ähnliches zustößt und weil die Klage etwas Entlastendes an sich hat. Weil sie dann selbst ihre unerhörten Geschichten weitergeben könnten, um damit so etwas wie Rechtfertigungs-Glücksgefühle aufzubauen. Wie geil ist das, wenn man „verstanden“ wird, wenn ein anderer Mensch das eigene Leid bestätigt und möglicherweise noch anheizt! Oder Sie könnten ihre Vernichtungsalven herunter leiern, um zu zeigen, wie falsch man mit diesen Aussagen doch liegt, wie wenig man doch begriffen habe und wie es „richtig“ zu sein hat. Das Gefecht wäre somit eröffnet. Und das kann große Befriedigung bringen.

Solche Gefühle bediene ich mit diesem Blog in der Tat nicht. Sie wären es, die erst Geld und Aufmerksamkeit bringen würden. Fragen Sie einen Journalisten. Das Gegenteil wird hier angeregt. Das Selbst-Betrachten. Es erfordert kompromisslose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Das Motiv hat nie mit Rechtfertigung zu tun: „Aber der oder die sind doch die Schuldigen!?“, sondern mit dem anderen Teil der Geschichte, jenem, der mit mir selbst zu tun hat. Wer dies nicht begreift, der findet das alles möglicherweise bestenfalls laues Zeug. Man kann sich fragen, wozu das Ganze?

Ich bin mir sicher, dass diese Botschaft und die persönliche Arbeit jedes Einzelnen an sich selbst, die Welt massiv verbessern würde! Dass es keine Kriege, keinen Betrug und keine Missgunst, keine Eifersucht und keinen Hochmut mehr geben würde. Dass Aufrichtigkeit, Toleranz und Verständnis diese ewigen Schuldzuweisungen nach und nach ersetzen würden. Dass die sture Beharrlichkeit von religiösen Fanatiker und extremen Gruppierungen, die sich allmählich wieder den mittelalterlichen Praktiken annähert, durch Selbstreflexion ausgemerzt würde, vernichtet würde, in Staub und Asche zerfallen müsste.

Nicht viele wollen dies hören, nicht nur die religiösen Fanatiker nicht, die natürlich zuallerletzt. Aber wie steht es mit Ihnen? Sind Sie bereit? Wie viel Dogmatismus, Tradition, Konvention, wie viele Automatismen und Glaubenssätze (religiöse und materielle) leben noch in Ihnen? Die Fragen sind unangenehm und ich bezweifle, dass sich durch meine bescheidenen Beiträge damit etwas nachhaltig verändern wird, aber ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie bis hierher gelesen haben… und vielleicht ein kleines Licht aufgegangen ist…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Zusammenbruch des Systems…

ZusammenbruchDas klingt bombastisch: Der Zusammenbruch des Systems! Zunächst ist hier aber „nur“ das „persönliche System“ eines Einzelnen gemeint. Und das kann durchaus dramatisch sein. Dennoch stellt sich mit jeglichem „System“, was geschaffen wird, auch die Frage nach der Freiheit und die ist immer auch überpersönlich aufzufassen!

Alban W. hat alles verloren, oder fast alles. Da war die Trennung von seiner Frau im letzten Jahr, dann die Abwendung der eigenen Kinder von ihm und – als ob das allein noch nicht genug war – verlor er beinahe alle seine engsten Freunde, weil diese sich mit der Frau „loyalisierten“. Dazu kamen situationsbedingte Alkoholprobleme. Und es kam noch schlimmer. Seine selbständige Erwerbstätigkeit kam ebenfalls bald ins Wanken und er erlag schließlich dem Druck. Die Zeiten hatten sich eben geändert und er spürte den Einbruch der Konjunkturlage in den letzten Jahren so schmerzlich und hart, dass er seine Tätigkeit, die er übrigens immer mit großer Begeisterung und Freude über 20 Jahre lang ausgeführt hatte, aufgeben musste. Bisher brachte seine Ex-Frau den besseren Teil des gemeinsamen Einkommens auf und schuf damit eine sehr stabile, finanziell unabhängige Situation.

Eine Stelle bekam er mit seinen 59 Jahren nicht mehr. Es war in diesem Alter nicht daran zu denken, noch irgendwo unterzukommen. Überall werden „junge, dynamische“ Leute bevorzugt, solche die zwar noch wenig Lebenserfahrung hatten, aber auch weniger kosteten (und besser lenkbar waren). Nicht dass Alban etwa stur gewesen wäre, was man umgekehrt den Alten, oft berechtigt, vorwerfen kann; im Gegenteil, er war das sanfteste Lamm, das man sich vorstellen konnte und dabei war er immer äußerst flexibel und sensibel gewesen. Selbst enge Freunde, die er noch zu haben glaubte, kümmerten sich nicht um ihn, sahen seine aussichtslose Situation nicht oder wollten sie nicht wahr haben. Es wäre für manch einen von ihnen ein leichtes gewesen, dem „Freund“ irgendeinen Billig-Job anzubieten und sei es als Chauffeur oder Laufbursche in einer Bank, was er selbst dankend angenommen hätte. Stattdessen entfernten sie sich stillschweigend aus dessen Gesichtskreis, da seine Anwesenheit ihnen meistens unpassend oder sogar peinlich erschien.

Er selbst hatte längst gelernt mit 1500.- CHF im Monat auszukommen, was für Schweizer Verhältnisse mit einem durchschnittlichen Einkommen von 4000.- CHF und einer „Existenzuntergrenze“ von 3000.- CHF schon eine sehr akrobatische Leistung war. Ihm machte es nichts aus. Er verwendete sein letztes „Erspartes“, um so wenigsten noch ein paar Monate überleben zu können – bis alles aufgebraucht war. Da gab es noch einige Minijobs, die ihm immer wieder ein paar Franken einbrachten. So lebte er „von der Hand in den Mund“, wie man so schön sagt.

Er musste auf seine vielen und hochkarätigen Talente, die er unter anderem in leitender Funktion und in zahlreichen Jobs genügend bestätigt hatte, und die er über einige Jahrzehnte im Dienste der Öffentlichkeit und mit hohem Idealismus und sozialem Engagement erbracht hatte, fortan verzichten. Sie wurden nicht mehr gebraucht. Aus, fertig, Schluss. Seine „erste Karriere“ als führende Kraft in der Baubranche, hatte er vor bald 30 Jahren hinter sich gelassen, um fortan diesen im Laufe der Jahre gewachsenen Idealen nachzukommen. Er pflegte sie immer behutsam. Nun war er am Nullpunkt angelangt. Sein persönliches „System“ war zusammengebrochen.

Nun galt es, sich in solcher Weise am Leben zu erhalten, um wenigstens nicht in die bürokratischen Räder des „Sozialstaates“ zu gelangen; in die Fänge der Sozialwölfe, die ihm die letzte Achtung rauben würden und ihm das Gefühl gäben, für nichts mehr nütze zu sein. Er wollte unter allen Umständen wenigstens diese letzte Ehre seiner selbst aufrechterhalten und sich nicht untertänigst in finanzielle Abhängigkeit eines solchen Molochs begeben. Das würde nichts anderes heißen als, Sozialgeld zu beziehen und in einen Teufelskreis, den er bisher niemandem gewünscht hatte, zu gelangen. Das würde aber auch heissen, an irgendwelchen Arbeitsprogrammen teilnehmen zu müssen, die in ihm jede Möglichkeit aushöhlten, sich selbst wieder auf die Beine zu stellen, weil sie ihm die Energie und die Zeit raubten, die er dafür benötigen würde, um etwas Neues aufbauen zu können. Und all diese sinnlosen „Arbeitsbeschäftigungsprogramme“, die nur im Dienste der knapp bemessenen und gut kontrollierten „Almosen des Staates“ geschaffen wurden, und aus deren Spinnennetz sich zu befreien jede noch verbleibende Motivation untergraben würde.

Item: Sein persönliches System war also zerbrochen. Das System, in dem er eingebettet war, in dem er seine Vorstellungen verwirklichte, in dem er sein (dem Stand entsprechendes) soziales Umfeld schuf, seinen Status pflegte. War es sein Traum gewesen? Sein Traum? Er begann zu zweifeln. War es nicht richtig, daraus auszubrechen, als er fühlte, dass es ihn nicht mehr wirklich innerlich weiterbrachte? Hätte er das Spiel der ewigen Maskeraden weitertreiben sollen, die ihm auferlegt wurden, oder denen er sich mehr oder weniger unfrei stellte, nur um nicht in diese Situation zu kommen? War es so erstrebenswert, diesem (äußerlichen) aufgeputzten und geschminkten Weltbild nachzujagen, um ständig nur den erreichten Status aufrecht zu halten und weiterzutreiben?

Der Zusammenbruch des persönlichen Systems blieb ihm, bei aller Dramatik, die damit verbunden war, kein persönlicher Verlust. Im Gegenteil, er (der Verlust) konnte ihm dazu verhelfen, den persönlichen, inneren Durchbruch zu schaffen! Nicht im äußeren Sinne, aber in seiner inneren Entwicklung wurde er dadurch reifer und authentischer! Er schuf sich einen neuen, erstaunlich freien Raum, in dem er, unabhängig vom materiellen Reichtum und unabhängig vom Spiel des persönlichen Ansehens, er selbst bleiben konnte. Es ist nicht das Materielle, was seine innere Entwicklung trug und stützte, dessen wurde er sich jetzt voll bewusst. Je stärker die Verkettung mit dieser äußeren Welt blieb, umso schwieriger schien es ihm, das Wesentliche in ihm selbst zu finden, um das es ihm immer ging.

Andere schaufelten sich in ähnlichen Situationen ihr eigenes Grab. Alban W. schuf (und schaufelte) sich den inneren Freiraum, den er als begüterter Mann niemals hatte, erst in Armut. Man kann sich fragen, ob ein Zusammenbruch jeden Systems, auch eines weltweit geschaffenen (Finanz- und Gesellschafts) Systems, nicht heilende Wirkung auf die Gesamtsituation in der Welt haben würde.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Das Gute im Menschen…

gutboeseIst das „Gute“ in jedem Menschen veranlagt? Das war eine Frage, die mir letzthin gestellt wurde. Gewiss! sagte ich. Das Gute zu definieren hingegen fiel mir weitaus schwerer. Dennoch will ich es auf einen Nenner bringen: Das Gute ist das, was der Mensch vom anderen erwartet, dass dieser ihm selbst tun soll. Was wir umgekehrt vom anderen verlangen, ist gelinde gesagt, nicht immer ganz uneogistisch, ohne es gleich beim („bösen“) Namen zu nennen.

Die Frage ist: Was möchten wir denn, was der andere uns tut? Achtung, Anerkennung, Einfühlungsvermögen, Offenheit, Toleranz usw.? Kein Mensch möchte darauf verzichten und es tut uns wohl, es vom anderen zu erhalten, vor allem dann, wenn es uns selbst schlecht geht. Umgekehrt tun wir uns oft sehr schwer damit, genau dies anderen zu schenken.

Einer der „weisesten“ Sprüche, die mir letzthin zu Ohren kamen war: „Wenn Du Dir nichts leistest, bist Du Dir nichts wert“. Der Spruch sagt im Grund lediglich aus, dass wir das „Haben“ dem „Sein“ voranstellen sollen, weil wir „uns sonst nichts wert seien“. „Geben ist seliger denn Nehmen“ heißt es doch so schön im christlichen Kontext (und nicht nur dort). Das „Haben“ bestimmt das „Sein“ und unser Wertgefühl in einer überladenen, verwöhnten Gesellschaft. Ohne den gesellschaftlich anerkannten Wohlstands-Standart, das geliebte Auto, Haus, den Schmuck und (oft unnötige) Güter aller Art usw. sind wir (uns) scheinbar nichts wert. Das stimmt natürlich aus Sicht des Egos, nicht aber für das, was „dahinter“ lebt in jedem Menschen, was wir wirklich mit dem „Guten“ verbunden wissen möchten.

Der wirkliche Wert unserer Persönlichkeit muss also tiefer liegen, unter der „scheinbaren“ Oberfläche. Dieses „Gute“ steckt irgendwo hinter dem Schleier jeder Persönlichkeit, nur ist es oft nicht so einfach zu finden. Es zu erkennen ist aber von großer Bedeutung für die eigene Entwicklung und diejenige der ganzen Menschheit. Der „Schatten“, wie ihn auch C.G. Jung nennt, verdeckt dieses Gute; das was uns auch zum „Schenken“ beflügelt. Schenken ist doch für die materiell besessene Welt der absolut größte Blödsinn, den man sich vorstellen kann. Es sei denn, man hat in irgendeiner Weise einen Nutzen davon: „wenn ich ihm das oder jenes „schenke“ (eigentlich nur gebe), bekomme ich vielleicht später einmal dieses oder jenes zurück“! „Geschenke“ dieser Art dienen quasi als Scheck oder Schuldschein für eine Art „berechneter Rückzahlung“.
Warum schenkt man denn dann überhaupt? Welche Motive stecken dahinter?

Das „Gute“ rechnet nicht. Dadurch erst wird das Schenken zum bedingungslosen Liebesakt. Im „Reich des Guten“ gibt es keine Zahlen, keine „Gewinne“, keine „Renditen“ usw. sondern nur Liebe. Materialistisch gesehen hat dieses Wort heute etwas Anrüchiges bekommen. Denn diese Liebe wird immer wieder von einem Schatten überdeckt, der unsere tieferen Schichten verhüllt. Geschenke haben oft einen trügerischen Aspekt. Sie kaschieren „böse Absichten“ mit dem sogenannten Guten. Die Maske des Guten legt sich wie ein Schleier über dieses Böse. Das zu erkennen ist nicht immer einfach, denn dahinter verbirgt sich so manche List. Das Bedürfnis jemanden zu beschenken, hat hingegen einen unbezahlbaren Wert. Er liegt jenseits des Berechenbaren. Jeder von uns hat das bestimmt einmal in seinem Leben erfahren. Die Frage, ob es im eigenen Budget noch drin liegt, berührt dabei kaum. Davon abgesehen sind echte Geschenke in diesem Sinn viel wertvoller, weil sie nichts verstecktes einfordern.

Die Kultur des Schenkens wäre das Ende aller Kriege. Sie wäre die logische Folge einer reif gewordenen Gesellschaft. Indessen fordert die Gesellschaft, vor allem die westliche, immer mehr materiellen Reichtum und Wachstum ohne Ende.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

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