Gibt es ein Leben vor dem Geld?

GeldHaben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, was der Mensch wäre, wenn es kein Geld gäbe? Oder wie die Gesellschaft aussehen würde, wenn es kein Geld gäbe? Oder wie Ihr Leben persönlich ohne Geld aussehen würde? Ohne Geld!? Das ist doch gar nicht möglich, werden Sie sagen! Geld wurde in unserer Gesellschaft im Lauf der letzten Jahrhunderte zu einer Lebensnotwendigkeit wie Wasser und Luft! Es gehört quasi zu den Grundelementen der Spezies homo sapiens.

Und trotzdem, das war nicht immer so! Man kennt ja alle die Formen wirtschaftlichen Zusammenlebens aus der Geschichte der Menschheit. Ist denn unser heutiges System, welches wir seit etwa 500 Jahren – mehr oder weniger erfolgreich – pflegen, sakro sankt und unumstösslich? Wie sähe die Menschheit aus, wenn es kein Geld gäbe? Würden wir alle elendiglich zu Grunde gehen?

Gewiss, in einem System, wie wir es kennen, kann man unter Umständen tatsächlich nicht lange überleben, solange man dies als Einzelner tut. Zumindest würden Geldmittel aus anderen Quellen notwendig (Sozialhilfe, Arbeitslosengeld etc.). Der Grund dafür ist die allgemeine Vernetzung, die uns schleichend vom globalen Geldsystem abhängig gemacht hat. Das Spinnennetz des finanziellen Verbundes befestigt alle Menschen mit einem unsichtbaren Band um ein gemeinsames Zentrum: der Bank. Die Matrazen haben definitiv ausgedient. Sobald jemand geboren wird, ist er kostenpflichtig! (Meist schon vorher…) Leben kostet immer Geld, auch wenn wir jetzt einmal von den Grundbedürfnissen absehen. Allein auf der Welt zu sein, kostet. Dies gilt zumindest für unsere westliche Kultur. Niemand kann sich aus diesem Verbund mehr ausklinken*.

Natürlich kann jeder Einzelne sich dem eingespielten Finanzkoloss verweigern und versuchen,  „geldlos“ zu leben. Es gibt gute Beispiele dafür und ich bewundere sie, einerseits. Andererseits aber wird selbst das immer auf Kosten anderer geschehen müssen. Das Problem ist damit nicht wirklich gelöst. Irgendjemand muss mir einen Schlafplatz geben, mich nähren, die Lebenskosten bezahlen und dergleichen. Ich kann Arbeit als Gegenleistung erbringen, dennoch bleibe ich immer mit der Kette des allgegenwärtigen Geldstromes verbunden. Ansonsten bewege ich mich schnell an der Grenze des Illegalen und werde bald strafrechtlich verfolgt. Arbeiten darf ich natürlich jederzeit, aber sobald ich Geld dafür bekomme, bin ich wieder im System verwoben und steuerpflichtig. Mindestens das zweite Glied bleibt im System eingebunden und übernimmt gewisse Kosten für mich (seien es Freunde, die Familie, das Sozialamt oder andere). Insofern bleibe ich ein „Parasit“ (sprich Abhängiger) des Systems: Keine Rede von Freiheit, bestenfalls im egoistischen Sinn.

Ich frage mich, wie man ein solch dicht vernetztes und global verankertes System überhaupt aushebeln könnte, sei dies durch andere Geldsysteme oder durch neue Handels- und Finanzstrukturen – und; gibt es nicht immer Gewinner und Verlierer dabei? Gibt es so etwas wie ein wirklich gerechtes und absolut bedingungsloses „System“ oder ist es nicht – wie immer – nicht system- sondern bewusstseinsbedingt? Gäbe es grundsätzlich Möglichkeiten globaler Veränderungen, die selbst die heilige Kuh Geld (oder doch zumindest das aktuelle Finanzsystem) in Frage stellen würden und die für alle Menschen gleichermassen ein Gewinn sein könnten? Die Frage ist deswegen so schwierig zu beantworten, weil die Umsetzung immer mit großen materiellen Verlusten gewisser Menschen verbunden bleibt. Jede Umsetzung generiert ihre Opfer, bei den Schmarotzern, die in grossem Stil in diesem System absahnen, ebenso, wie auf der anderen Seite bei den Parasiten, die damit ihre derzeitige Lebensgrundlage verlieren!

Es gibt wohl keine Jetztlösung – und schon gar keine, die eine so breite Akzeptanz fände, dass sie eine Chance zur Umsetzung bringt. Jede Veränderung eines Systems ist IMMER eine Bewusstseinsfrage! Es muss die Einsicht auf Gerechtigkeit in jedem Menschen (bei den Schmarotzern, wie bei den Parasiten) so stark sein, dass sie entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen, weil sie wissen, dass es – ganzheitlich betrachtet – letzlich wieder ein Gewinn für ALLE und für die allgemeine Lebensqualität bringen würde. Denn diese kann man nicht mit Geld kaufen…

Und das hiesse für den Einzelnen: Einsehen: „ich bin ein Schmarotzer“, oder „ich bin ein Parasit“, und entsprechende Konsequenzen daraus ziehen… (Alle nicht davon Betroffenen haben dieses Bewusstsein ja schon, nur sind es bislang wohl viel zu wenige…). Jede nicht bewusstseinsbedingte Veränderung kann bestenfalls auf der Grundlage von Gesetzen beeinflusst werden. Aber Gesetze sind relativ, sie haben den Nachteil, dass sie nicht per se für alle einsichtig sein müssen, sondern nur für die Mehrheit (…und die „Mehrheit“ ist oft nicht einmal 1/4 der Bevölkerung, wenn sie denn überhaupt gefragt wird, wie es in der Schweiz noch der Fall ist…). Und wer wehrt sich gegen diese Gesetze? Die Betroffenen natürlich! Und wer sind in diesem Fall die Betroffenen? Die Mächtigen! Und wer hat letztlich das Sagen? Eben…

…der Kreis schliesst sich und die Welt dreht sich weiter um die Sonne wie vorher. Gelder werden in bankrotte, hochverschuldete Länder gepumpt (…und das sind nicht etwa die vermeintlich schwachen Staaten, sondern prominente wie die USA usw.), es wird gedruckt, was das Zeug hält und das System wird künstlich aufgepumpt; dies obwohl jeder Scolar mittlerweile weiss, dass es so nicht ewig weitergehen kann! Und warum tut man es denn trotzdem? Weil jeder noch einen Gewinn FÜR SICH SELBER abzwacken will. So quasi: Nach mir die Sintflut! Und diese Einzelnen werden mit Sicherheit auch Gewinne machen damit. Ob sie damit persönlich glücklicher sind, bezweifle ich. Der grösste Teil aber wird langfristig nur verlieren. Müssen wir es einfach ertragen? Können wir auf sogenannten „offiziellen“ Wegen (Gesetzesvorlagen, Abstimmungen etc.) überhaupt Erfolg haben? Ist die globale Finanzmacht (und mit ihr die Politik, die Wirtschaft) nicht immer am längeren Hebel? Und verschwenden wir unsere Energien nicht letztlich am falschen Ort?

„Kopfsache“ sagt man mittlerweile auch schon beim Fussball und im Sport. Was damit gemeint ist, ist jedem klar: Die Gedanken und Emotionen prägen unser Tun und Handeln, nicht umgekehrt. Und es nützt nichts, wenn ich der beste Dribbler der Welt bin und fit wie ein Ass, gleichzeitig aber beim Anblick von 50000 tobenden Fans im Stadion in die Hosen mache. Da helfen Gesetze zur Verhinderung der Angst auch nichts. Und es den Spielern bloss zu sagen, hilft ebensowenig. Das Beispiel macht deutlich, wie eng das Bewusstsein an die Emotionen – und damit an die Handlung, gebunden ist und wie fatal oder (je nach dem) auch fördernd es sich auf diese wiederum auswirken kann. Die Angst vor meinem persönlichen Verlust, der persönlichen Arbeit, meiner Familie, Ansehen, Status usw. verhindert letztlich jedes sozialere und menschenfreundlichere Modell für ein besseres wirtschaftliches System bisher noch immer erfolgreich… (und nicht etwa der Mangel an guten Ideen…)

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

*Ich bin offen für andere Hinweise! Hin und wieder gibt es auch durchaus interessante Artikel in der Zeitschrift Zeitpunkt… zum Thema Geld

Veröffentlicht von

weth

1956 in der Schweiz geboren; Autor, Bildhauer, Werklehrer, Architekt und früher einmal Hochbauzeichner und Maurer...

Ein Gedanke zu „Gibt es ein Leben vor dem Geld?“

  1. Gibt es so etwas wie ein wirklich gerechtes und absolut bedingungsloses “System” oder ist es nicht – wie immer – nicht system- sondern bewusstseinsbedingt?
    Ja das gibt es und es steht schon in den Startlöchern, jetzt ist es an uns das Bewusstsein dafür zu öffnen und es den Menschen vorzustellen und im Bewusstsein verankern!
    Es ist soweit!
    Wir starten in der „alten Welt des alten Geldes“ um in kleinen Schritten Wohlstand und Fortschritt für alle zu ermöglichen. Zu diesem Zweck laden wir alle, die ihr „altes Geld“ sowohl gewinnbringend (nach den „alten Regeln“) als auch innovativ und gemeinschaftsnützlich anlegen wollen, ein, uns finanziell zu begleiten.
    Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie, welche wahren Ursachen die sogenannte „Finanzkrise“ ausgelöst haben – und auch, wie wir in dieser Krise alle gemeinsam eine wunderbare Chance für ein „Paradies auf Erden“, ein „goldenes Zeitalter“ erkennen können!
    Informiert euch bitte auf dieser Seite:
    http://www.informationsgeld.info/

Kommentare sind geschlossen.

RSS
Follow by Email
LinkedIn
Share
%d Bloggern gefällt das: