Der Wahrheitskampf in unserer Zeit

Spaltungskräfte in der Gesellschaft

Die letzten Jahre haben uns eine grosse Menge von Themen gebracht, die eine Art von Spaltungskräften durch die ganze Menschheit hindurch erzeugten. Kommunikativ geschah ein Prozess, der harte Fronten aufbauen liess. Noch wenige Jahre zuvor, kamen diese Kräfte kaum oder nur geschwächt zum Vorschein. Hatte man über ein bestimmtes politisches, kulturelles oder soziales Thema eine andere Meinung, dann konnten auch damals schon harte Fronten entstehen. Sie durchzogen aber nicht im gleichen Mass die Menschheit als Ganzes. Die Themen waren indifferenter, vielfältiger und zerstreuter. Die gegenwärtige harte Front ist die Folge einer Zentralisierung der Meinungshoheit in im Wesentlichen zwei gegensätzliche Strömungen.

Es entstand in jedem Menschen eine Disharmonie. Das Feld, auf dem der Streit ausgetragen wird, liegt nicht mehr nur ausserhalb bei irgendwelchen Politikern oder Medien, sondern es wird verinnerlicht und existentiell für jeden Einzelnen. Der Riss geht durch die Seele jedes Einzelnen. Wir agieren auf drei Ebenen, der Ebene des Willens, der Ebene der Gefühle und der Ebene der Gedanken.

Viele Menschen haben sich nie intensiv mit den aktuellen Themen beschäftigt. Sie haben sich weder mit Virologie noch mit Klimatologie oder mit Geopolitik beschäftigt. Sie stehen dem einen oder anderen Thema aber dennoch meistens nicht neutral gegenüber. Man hat im Laufe seines Lebens verschiedene Stadien durchlaufen, Gedanken verfolgt, Erfahrungen gemacht. Dadurch wurden wir alle in gewisser Art und Weise konditioniert. Die Konditionierung drückt alles nach unten in diesen Willensbereich. Wir haben uns vielleicht in der Jugendzeit einmal Gedanken gemacht über ein Thema. Je nach Charakter und Temperament, je nach sozialer Eingebundenheit oder Vorprägung, kamen wir zu bestimmten Urteilen. Wir verteidigten diese Urteile viele Jahre gegen andere, die uns entgegentraten: Umweltschutz war uns sehr wichtig, oder Umweltschutz war uns nicht wichtig.

Wir können jedes andere Thema und seine Antithese nehmen. Je nach eigener psychischer Struktur haben wir die eine oder andere Haltung eingenommen. Was wir als Gedanke einmal darüber gedacht haben, sackte im Laufe der Jahre oder gar Jahrzehnte in den dunkleren Gefühlsbereich hinunter. Selbst dort wurde es vielleicht zunehmend beiseitegeschoben, weil wir unter den Gefühlen gelitten haben. Man nennt es die Verdrängung.

Konditionierung

So kommt es, dass wir mit der Zeit in vielen Fragen des Lebens und der Gesellschaft aus einer tiefen, dunklen Sphäre heraus reagieren, wenn plötzlich gewisse Themen, vielleicht in einer anderen Gestalt verpackt, wieder auftauchen. Nehmen wir das Beispiel Hygiene: Wir sind entweder sofort getriggert und gehen in Deckung, weil wir einmal gelernt haben, dass Viren sehr gefährlich sind. Unser Vater war vielleicht Arzt oder die Mutter Krankenschwester und er/sie hat uns das schon im Kindesalter eingeimpft. Das Thema sackte ab in den Willensbereich. Nun kam Corona, und wir waren entsprechend schon auf Abwehr festgelegt. Entsprechend haben wir kritiklos alles hingenommen, was man verordnet hat. Wir haben es nicht neu gedacht, sondern waren aus einem tiefen, konditionierten Empfinden heraus determiniert. Dasselbe passierte in der entgegengesetzten Richtung.

Ein Zusammenkommen oder eine Auseinandersetzung mit einer Thematik ist in diesem Kontext sehr schwierig, weil es eine gewisse Arbeit an sich selbst voraussetzt. Dadurch entstanden auch bei weiteren Themen, die auf das Eine folgte, ähnliche Konsequenzen zu erwarten. Federführend dabei war eine gewisse «Maschinerie», die sich dies relativ klug zunutze machte. Gemeint sind Methoden der Massenhypnose, die hauptsächlich durch die Massenmedien gefördert und beschleunigt wurden. Letztendlich war es eine Frage des Vertrauens in unsere Regierungen und deren Sprachrohr, den Medien.

Auf der Ebene der Gedanken wurden viele Stimmen von Wissenschaftlern laut, die sich ihrerseits sowohl auf der einen, wie auch auf der anderen Seite positionierten. Ein Beitrag von einem Schweizer Blogger mit Namen «Zeidgenosse» recherchierte z.B. die Entwicklung des Ukrainekonfliktes seit den 90er-Jahren, bis es zum Krieg mit Russland kam. Dabei stellte er auf sehr kluge Weise eine Kette von Argumenten aus der Geschichte auf, die sich klar auf die Seite der Ukrainer und vor allem der NATO positionierte. Man konnte nicht zum Vornherein abweisen, was er vorbrachte, auch wenn seine geschichtliche Betrachtung mehr faktenbasiert und wenig Motivbasiert war. Stellte man dann diesem Statement die Argumentationskette von Daniele Gansers Sicht auf die Dinge gegenüber, war man überrascht. Auch dieser Vortrag war nicht einfach abzuweisen. Hier konnte man anschaulich feststellen, wie sich zwei verschieden denkende Menschen mit derselben Sache in unterschiedlichster Weise auseinandersetzten. Was eher selten vorkommt in den letzten Jahren war ein Disput auf sachlicher Basis. Weniger wünschenswert war, dass die eine Sichtweise (Zeidgenosse) massiv von Medien und Staat gefördert wird und die andere Sichtweise (Ganser) diffamiert, dementiert und mit massiven Vorwürfen ins Lächerliche gezogen oder sogar verboten wird.

Was ist Wahrheit?

Aus diesem Erlebnis heraus wurde mir eines klar: Der Grundimpuls, auf dem ein Mensch aus seiner Geschichte heraussteht, ist massgebend. Jeder kann sich auf dieser Basis eine Kette von Argumenten schaffen, die in sich schlüssig ist und diese auch belegen. Am Schluss hat man jedoch das Gefühl, es bleibt vieles im Dunkeln. Der eine hat diese Dokumente herangezogen, der andere jene. Dies immer aufgrund eines bestimmten Vorgefühls. Und jetzt kommt das Wesentliche: Beide haben sich vermutlich im tiefsten Kern ehrlich und redlich um Wahrheit bemüht. Und beide Gesichtspunkte können stimmen oder in sich schlüssig sein. Aber ist es die absolute Wahrheit? Wie kommt man zur Wahrheit?

In der Mathematik ist das relativ einfach, man rechne: wie viel ergibt 3 x 4? Würde jemand behaupten, es gäbe 10, dann würden kaum Zweifel entstehen darüber, ob er recht oder unrecht hat, es sei denn man kann nicht rechnen. In der Geschichte aber berufen wir uns immer auf gewisse Dokumente! Bis vor etwa 100 Jahren waren dies ausschliesslich Printdokumente. Wie leicht ist es für einen Staat, vor allem für die Siegermächte eines Krieges, diese zu fälschen! Was bleibt noch als Wahrheit übrig? Heutzutage sind es, nebst den Printmedien, Radio und Fernsehen und natürlich das Internet. Es ist nicht mehr so leicht möglich, Dokumente zu fälschen! Jeder, der Zugriff hat, kann diese kopieren und speichern! Ein Betrug kann somit schnell aufgedeckt werden (Whistleblower). Es gibt auch Archive, in denen Originaldokumente geschützt und gespeichert sind. Zu denen haben aber nicht alle einen Zugang.

Die andere Art gewisse Wahrheiten zu kennen, ist die reale Zeugenschaft vor Ort. Was ein Einzelner oder eine Gruppe von Menschen so erfahren und erleben, hat einen gewissen Wahrheitsanspruch. Aber auch dieser muss relativiert werden, weil die Wahrnehmung der Menschen nicht immer konform geht. Das gleiche Erlebnis wird unter Umständen anders interpretiert! Und schliesslich gibt es noch sprachliche Barrieren. Auch die Erkenntnis vom inneren Wesenscharakter eines Volkes oder einer Ethnie muss durschaut werden, um auf die Motivebene vorzustossen. Darüber könnte man sehr viel sagen. Eine Andeutung muss hier genügen!

Neue Bewusstseinsstufen

Wir kommen schliesslich zu dem Ergebnis, dass wir zwar auf drei Ebenen: dem Willen, dem Gefühl und dem Denken, zu Meinungen finden können. Die Meinungen können einen Wahrheitsgehalt haben, je nach dem mehr oder weniger. Die Meinungen können gute Absichten und Ehrlichkeit ausstrahlen, aber es bleiben am Schluss dennoch Meinungen. Niemand kann sich auf diesen Ebenen zu einer alleinigen Wahrheit aufschwingen! Das heisst aber nicht, dass es keine Wahrheit gibt! Die Frage ist nur, ob die Wahrheit, wie sie sich sozusagen in der Mathematik «nackt präsentiert» , ob diese Wahrheit auch in Nichtmathematischen Bereichen angewendet werden kann.

Wie ich versuchte darzustellen, tut es die Meinung nur bedingt, da wir unterschiedliche Werkzeuge dafür benützen, uns eine solche zu bilden. Der Wille geht hinunter in den Schlafbereich. Über ihn haben wir keine bewusste Macht, solange wir nicht dafür geschult sind. Das Gefühl lebt mehr im Traumbewusstsein oder in Zwischenbereichen zwischen Traum und Schlaf. Auch darüber haben wir mit unserem normalen Bewusstsein keinen Zugang. Weil nun die meisten Erfahrungen in unserem Leben auf Konditionierung, Phrase, Routine und Konvention beruhen, kommen wir mit den Urteilen auch nicht über die Schwelle des Traum- und Schlafbewusstseins hinaus!

Der ehrliche Wissenschaftler, der sich bemüht, Fakten zusammenzutragen und daraus ein Bild oder eine Interpretation zu stricken, hat sich zwar bereits in hohem Masse aus der vorgeprägten Konditionierung heraus gearbeitet, aber ihm bleibt das wirkliche, lichte Bewusstseinstor ebenfalls verschlossen. Solange er nur den menschlichen Verstand und die gewöhnliche Logik dazu verwendet, bleibt er von Täuschungen und Illusionen nicht verschont. Das gilt für alle Richtungen, egal ob sie die eine oder andere Sichtweise ehrlich vertreten. Man kann sie selbstverständlich auch unehrlich betreiben. Das tut man dann, wenn man weiss, dass man gewisse Geschichten („Narrative“) absichtlich in die Welt setzt, obwohl man weiss, dass man damit die Menschen täuscht. Beides gilt nicht für die oben angeführten Beispiele. Eine ehrliche Diskussion und ein gut geführter Dialog könnte im Spannungsfeld solcher Meinungen den Weg ebnen, der zur Wahrheit führt! Das wird bewusst vermieden. Und das ist das eigentlich Tragische in unserer Zeit!

Die Frage bleibt offen: Gibt es denn eine höhere Ebene als das Denken, die unmittelbarer an die Wahrheit herankommt? Aus meiner Erfahrung Ja! Sobald wir anfangen, uns aus dem normalen Denken beobachtend herauszuziehen, so dass wir den Strom und den Willensimpuls, also die Frage «woher kommt der Gedanke», mit Wachheit erkennen können, sind wir auf dieser Ebene angekommen, wenngleich noch immer auf einer unteren Stufe. Aber er ist notwendig als erster Schritt. Zwar haben wir keine Möglichkeit auf diese Weise zu unterscheiden, ob ein Dokument echt oder gefälscht ist. Aber wir können zumindest unsere eigene Wahrheit erkennen. Dieser Weg erst führt zur Freiheit. Rudolf Steiner hat diesen Weg gezeichnet in seinem Grundlagenwerk «Die Philosophie der Freiheit». Das Verlassen der reinen äusseren Faktenebene und das Einbeziehen der Motive von Handlungen und Taten, sind bereits ein wichtiger Schritt hin zum Erfassen der Wahrheit.

Bücher von Urs Weth: Lebendige Prozesse, Selbstbeobachtung als soziale Kernkompetenz, Die grosse Entscheidung gibt es bei Glomer und vielen anderen Onlineplattformen.

Alle Menschen sind Egoisten

Von Urs Weth

Würden Sie diese Aussage unterschreiben? Sehen Sie das auch so?

Vor vielen Jahren lernte ich einen Mann kennen. Nennen wir ihn Hans. Hans war damals schon aus den politischen Ämtern ausgetreten und ging auf die 60 zu. An seinem 60 Geburtstag war ich eingeladen. Es waren viele Freunde und Bekannte aus seinem politischen Umfeld dabei, so auch Regierungsräte und Nationalräte seiner Partei. Hans war ein hochangesehener Gefährte in seinen Kreisen. Es entstand nun meinerseits eine Freundschaft zu Hans und seiner Partnerin, die er, nach seiner Trennung, kennen und lieben gelernt hatte und mit der ich vorher schon bekannt war. Wir trafen uns bald regelmäßig und gingen auch zwei, dreimal paarweise zusammen in die Ferien. Während dieser Zeit gab es ab und zu heftige Auseinandersetzungen, die gelegentlich auch in großem Streit endeten. So auch an einem Abend, als es um die menschliche Natur ging und Hans auf seinem Glaubenssatz beharrte, dass alle Menschen zum Vornherein Egoisten seine, und, dass man sie zu ihrem Glück zwingen müsse. Ich sah die Sache nicht so radikal, wusste mich aber damals nicht gut zu verteidigen.

Jetzt in dieser Weltkrise nahm ich nach vielen Jahren wieder Kontakt auf mit ihm. Inzwischen hatten wir uns, aus meinen privaten Verhältnissen heraus bedingt, lange Zeit wieder aus den Augen verloren. Hans verteidigte die Maßnahmen des Bundesrates im Rahmen der Krise aufs Schärfste. Dies trat aus seinen Äußerungen in einer E-Mail deutlich hervor. Und jetzt, wo ich darüber nachdenke, musste ich an jene Auseinandersetzung im Tessin zurückdenken und an diesen Satz: „Alle Menschen sind Egoisten. Deshalb muss man sie zu ihrem Glück zwingen.“ Damals konnte ich die Dinge noch nicht im rechten Licht sehen. Heute aber lebt diese Aussage in mir als Warnzeichen wieder auf. Ich könnte diese Haltung auch als grundsätzlich verantwortlich für jene sehen, die ihre Regierung in ihren Aktivitäten loben und die Maßnahmen befürworten. Denn die innere Überzeugung, dass der Mensch grundsätzlich egoistisch sei, muss, wenn dies alternativlos dasteht, zwingend zu dieser Meinung hinführen. Freiwillig wird sich niemand an die Regeln halten. Deshalb muss man die Menschen zwingen. Freiwillig wird niemand eine Maske tragen, deshalb braucht es Maskenpflicht. Freiwillig wird sich niemand impfen lassen, deshalb braucht es den Impfzwang. Der Egoist ist derjenige, der das nicht gerne tut. Und da alle potenzielle Egoisten sind, muss man radikal vorgehen.

Diese Haltung hat zur Folge, dass man den Menschen im Grunde als eine „Fehlkonstruktion“ der Natur hält. Er ist unvollkommen und hat scheinbar auch nicht die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Diese Radikalität wurzelt in obiger Aussage, die ich aus vieler Munde in meinem Umfeld vernommen habe. Manchmal kam sie reuig und wehmütig daher. Sie kam gut gemeint und mit leichter Verbitterung zum Vorschein. Es steckt oft eine gewisse Resignation dahinter, dass es so sei. Aber man sieht keine Möglichkeiten, dies zu ändern. Damit gesteht man der Evolution keine Bewusstseinsentwicklung zu. Denn Alle sind so.

Betrachtet man diesen Satz aus einer logologischen Sicht, dann kommt man auf Folgendes. Aristoteles setzte der Logik eine These, eine Antithese und eine Synthese zugrunde. „Alle Menschen sind sterblich. Sokrates ist ein Mensch. Also ist Sokrates sterblich“. Das ist in sich logisch. Daraus könnte man nun ableiten: „Alle Menschen sind Egoisten. Hans ist ein Mensch. Also ist er egoistisch.“ Dieser Satz ist auch in sich logisch. Der zusätzliche Schluss: „Also muss man sie, die Menschen, zu ihrem Glück zwingen“ hingegen ist ohne jeden logischen Bezug zum ersten Schluss. Die Frage ist doch: Wer ist man? Wer übernimmt die Aufgabe, die anderen zu ihrem „Glück zu zwingen“, sind doch ALLE egoistisch, der ersten Logik gemäß. Auch derjenige, der diesen Satz ausspricht, ist ein Egoist, denn er muss sich ja mit einschließen in seine These, sonst lebt er in einem Widerspruch. So kommen wir zum Schluss, dass Egoisten sich dafür einsetzen müssen, dass die anderen Egoisten nicht egoistisch sind! In dieser Haltung steckt natürlich ein großes Machtpotenzial! Das müsste geradezu eine verlockende Aufgabe sein für einen Egoisten! Man müsste jemandem zugestehen, dass er nicht so egoistisch sei, wie die anderen. Diesem etwas weniger egoistischen Menschen übertragen wir nun die Aufgabe, die anderen, größeren Egoisten zu kontrollieren. Und man muss Vertrauen haben, dass dieser Eine seine Macht nicht ausnützt. Man attestiert ihm einen gewissen Altruismus! Das ist natürlich absurd. Denn die Position, in der er steckt, brauchte eher besonders viel Egoismus. Das wird auch nicht als etwas Negatives angesehen von Hans. Er gehörte ja selbst dazu. „Man braucht eben die Ellbogen, um sich durchzusetzen“. Aber es bleibt der Widerspruch, dass von dieser Ellbogenmentalität plötzlich abgelassen werden könne, um eine gemeinnützige Sache zu meistern – und die Gunst der Stunde nicht auszunutzen! Hier greift die Logik eher im gegenteiligen Sinn. Wenn dieser Machthaber nun, wo er die Spitze seiner Macht erreicht hat, eben diese Macht zugunsten seiner Bevölkerung nicht ausnutzen darf, dann hat er womöglich ein Problem. Man muss im positiven Sinne sich durchsetzen, heißt es. Aber dieser positive Sinn muss durch das Okular der Egoität gesehen werde. Alles andere wäre bei dieser Doktrin: „Alle sind Egoisten“ nicht konsequent gedacht.

Dieser Satz ist geradezu das Glaubensbekenntnis des Teufels selbst, der sich dann an die Stelle des „Man“ setzt! Er macht sich damit Gottgleich. Er nutzt die Gelegenheit dieses Credos vieler seiner atheistisch gesinnten Mitmenschen aus, um den Menschen zu „verbessern“. Da er von der Natur nicht verbessert werden kann, hilft man durch technische Hilfsmittel nach. Damit verbunden ist natürlich auch die Frage nach der Freiheit. Es gibt für diese „Glaubensgemeinschaft“ keine Freiheit! Freiheit gibt es nur im Rahmen enger Beschränktheit. Das ist die feste Überzeugung, die zwangsläufig aus der ersten Folgerung, dass alle Menschen Egoisten seien, resultiert! Deshalb dieser Umgang mit den Menschenrechten und den Grundgesetzen, die ja nicht nur durch ein „Opfer“ zurückerobert werden müssen, sondern eine allen Menschen zugrundeliegende Basis bilden, egal welcher Gesinnung, Farbe oder Konfession sie angehören!

Man verstehe mich nicht falsch. Ich glaube nicht, dass wir frei von Egoismus seien. Darauf, dass er mich so verstanden haben wollte, lief die Diskussion mit Hans hinaus. Nur war die Alternativlosigkeit, die im menschlichen Kern angelegte Entwicklung zu leugnen für mich unhaltbar! In diese Gesinnung fließt natürlich ein gänzlich anderes soziales Verhalten mit ein. Wenn der andere ein Egoist ist, dann muss man ihm zum Vornherein misstrauen. Denn er will nichts zu meinem Vorteil, sondern alles was er tut, ist nur zu seinem eigenen Vorteil. Das ist ja der Grundsatz jeglichen Egoismus. Misstrauen braucht Kontrolle. Jeder Abweichler gilt als Egoist. Das wird zwar kritisiert, gleichzeitig aber auch als naturgemäß angesehen. Das alles läuft darauf hinaus, dass es auch durchaus angebracht ist, solche Abweichler zu strafen, denn: „Man muss sie zu ihrem Glück zwingen“, weil sie eben naturgemäß Egoisten sind. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn auch der Kritiker, der diffamiert, der über andere schimpft, ist, gemäß seiner eigenen Logik, auch ein Egoist und möchte ebenfalls nur immer alles zu seinen eigenen Gunsten. Also möchte er nicht den anderen schützen, wenn er eine Maske trägt, sondern, weil er eben ein Egoist ist, möchte er vor allem sich selbst schützen. Aber er zwingt dem anderen eine Maske auf und kritisiert ihn, wenn er sie nicht trägt, er gefährde seine Gesundheit (also die des Kritikers)! Dass er selbst die Maske zum Schutz anderer trage, ist nur eine scheinheilige Ausrede, die sich wiederum nur auf seine egoistische Haltung bezieht. Das ist ja seine Weltanschauung. Er sieht den anderen so, wie er selbst naturgemäß ist!

Man sieht, so kommt man nicht weiter und den Dämonen sind Tür und Tor geöffnet, um einzutreten! Denn auch alles Gerede von „sozial“ ist letztlich immer gefärbt von einem persönlichen Vorteil. Da kommt man nicht mehr darum herum. Ansonsten würde man sich selbst widersprechen. Zeigte man auch nur einen geringen Anteil von Mitgefühl für andere, dann würde man sich selbst in Frage stellen müssen. Dann wären die Menschen nämlich doch nicht generell nur egoistisch. Sie hätten einen Anteil in sich, der sich darüber erhebt. Und genau darauf wollte ich im Grunde hinaus in jenem Gespräch. Doch ich konnte es nicht.

Sobald man den Schritt zu dieser Erkenntnis hin gemacht hat, öffnet sich ein Schleier. Man durchbricht den Nebel der Befangenheit. Es tut sich ein kleines Licht auf. Und jenseits dieses Lichtes wohnt die wirkliche Freiheit. Sie ist kein von Natur aus gegebener Zustand, aber sie ist ein Licht auf dem Weg, das uns leitet und führt. Wir treten zunächst in eine duale Welt ein. Da ist auf der einen Seite die scheinbar „naturgegebene“ Egoität des Menschen und auf der anderen Seite eine Entwicklungsmöglichkeit, hin zu einem wirklich sozialen Wesen, fern von jedem Egoismus! Wer diesen Damm einmal gebrochen, diesen Schleier einmal gelichtet hat, der wird ihn nicht mehr loslassen. Darauf soll ein zweiter Teil meines Buches aufbauen.

Demnächst (ca. Juli 2021) erscheint ein neues Buch mit dem Titel „Die grosse Entscheidung“ im Wirkstatt-Verlag, Autor Urs Weth. ISBN: 978-3-949299-01-8

Weitere Bücher des Autors sehen Sie z.B. bei Glomer

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Art 20

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Kann der Materialismus denkend überwunden werden?

LebensquelleObwohl das Denken an sich schon eine geistige Tätigkeit ist, wird es schwierig sein zu beweisen, dass es eine solche (geistige) Realität überhaupt gibt! Dies liegt am Charakter der normalen, materialistischen Denkweise. Aus diesem Umstand geht hervor, dass es für den Menschen keine wirkliche Freiheit geben kann! Denn ein solches Denken ist vom Gehirn (also von der materiellen Existenz unseres Körpers) abhängig und kann somit auch zu nichts anderem führen. Wie können wir diesen Graben überwinden? Rudolf Steiner hat in seiner „Philosophie der Freiheit“ Wesentliches beigetragen, diesen Konflikt zu lösen. Er zeigt auf, wie die Existenz einer solchen geistigen Welt auch denkend in Erfahrung gebracht werden kann.

Eine interessante Begegnung

Vor kurzem habe ich einen mir nahestehenden Mann wieder getroffen, den ich sehr schätze als Mensch und Mentor und der mir in meinem Leben zu einem sehr wichtigen Schritt verholfen hatte. Ohne ihn, hätte ich vieles verpasst: er schaffte mir den Zutritt in die psychiatrische Klinik in Basel als „anthroposophischer Kunsttherapeut“. Dort konnte ich im Rahmen der Ergotherapie, einige Jahre arbeiten, was wesentliche und entscheidende Erfahrungen mit sich brachte. Er selber, als therapeutischer Leiter dort wirkend, ist seit einem Jahr in Rente.

Ich traf ihn in der Stadt und redete mit ihm eine ganze Weile. Es ist mir bekannt, dass er schon seit langer Zeit als Zen-Buddhist und Lehrer wirkte. Umso erstaunter war ich, als er mir mit feierlichem Ernst ungefähr folgendes sagte: es sei doch schade, wenn man gewisse Entscheidungen nicht zu treffen wage (es ging um die Trennung in der Ehe), und unglücklich ein Leben lang beim Partner bleibe, aus Mitleid, Angst, Gewohnheit oder anderen Gefühlen heraus. Dem konnte ich selbstverständlich ohne zu zögern zustimmen. Etwas irritiert reagierte ich auf diesen Zusatz: Man lebe ja schliesslich nur einmal und da müsse man die richtigen Entscheidungen treffen. Auf mein erstauntes Erwidern: „Ach ja, meinst Du wirklich, dass wir nur einmal leben?“ – reagierte er nur mit einem mitleidigen, eher abweisenden Lächeln über diese Bemerkung.

Einmaliges Leben?

Dennoch ging mir seine entschlossen wirkende Aussage lange nach. Wer kann schon von sich behaupten, so fragte ich mich selbstkritisch, zu WISSEN, dass er oder sie mehrmals lebt oder gelebt hat! Es ist und bleibt immer eine Glaubenssache, wenn man von Erfahrungen und Erlebnissen spricht, die „jenseits“ der Materialität gemacht werden/wurden. Selbst vom Denken kann man behaupten, es sei doch nur eine Art synaptische Produktion von Neurotransmittern, ein rein biochemischer Vorgang im Gehirn also. Und wenn das Gehirn weg sei, sprich, wenn jemand gestorben ist, so sei auch alles andere weg. Es gäbe keine sogenannte „geistige“ Welt. Das seien lediglich Hirngespinnste…

Philosophie der Freiheit

Obwohl ich absolut nicht dieser Meinung bin, fällt es mir immer wieder schwer, nachhaltige „Beweise“ zu liefern, die solche Aussagen klar zu widerlegen vermögen! Ich stiess, im Umgang mit dieser Begegnung, zum gefühlten 1000.sten Mal auf das Buch Rudolf Steiners, welches mich seit Jahrzehnten begleitet und in Trab hält: Die „Philosophie der Freiheit“ – und der Frage, kann ein Geist, der von seinem Hirn gesteuert wird, jemals frei sein? Es mag für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht eine Enttäuschung, sein, dass ich mich nicht endlich geschlagen gebe. Sie haben möglicherweise schon gedacht: Nun kommt er zur Vernunft und sieht es ein, dass wir nur einmal leben können!? In Tat und Wahrheit sieht es schon ein bisschen anders aus in mir. Mein Erkennergeist will die Wahrheit ergründen, keine Sprüche oder Dogmen gelten lassen, egal, aus welcher Ecke sie kommen mögen. Jedenfalls, nur in dem besagten Buch fand und finde ich wirkliche Ansätze, bereits auf der DENKERISCHEN Ebene, den Wahn des Materialismus zu durchbrechen! Das scheint notwendig zu sein, um dem materiellen Bewusstsein zu Klarheit zu verhelfen. Indessen bleibt die Frage, kann das Denken jemals durchbrochen werden?

Wie denken Sie darüber?

Was sagen Sie zu meinen bisherigen Gedanken? Quatsch? Interessant? Toll? Unhaltbar? Eigenwillig? Immer das Gleiche? Möglich, aber auch Ihre Einwände sind immer nur gedacht! Sie können gar nicht anders, als meinen Gedanken in Gedanken zu folgen! Und jetzt denken Sie einmal über das Denken nach statt über den Inhalt! Versuchen Sie, auszubrechen aus dem (Teufels-?) Kreis der Gedanken! Kommen Sie jetzt weiter? Finden/spüren Sie irgendwo einen Punkt ausserhalb des Denkens? Etwas, was NICHT gedacht ist? Denken Sie darüber nach! Selbst wenn Sie über das Denken nachdenken, denken Sie! Immer denken Sie, wir alle, wenn wir ERKENNTNISSE haben wollen, wenn wir etwas von der Welt ERKENNEN wollen, denken. Die absolute Generalfrage lautet also: Können wir BEWUSST auf eine andere Ebene gelangen, als die des Denkens, eine Ebene, die ÜBER, nicht UNTER dem Denken steht?

Das Gefühl ist wichtiger als das Denken?

Sind es vielleicht die Gefühle? Sind wir im Fühlen tatsächlich bewusster als im Denken? Auch dies ein oft vertretener Standpunkt (notabene ebenfalls gedacht). Doch entstehen die Gefühle nicht aus der Gedankenwelt heraus!? Ein Beispiel: Wir treten vor einen Laden. Wir sehen hinter dem Schaufenster schönen Schmuck oder irgendetwas anderes. Um den Schmuck nicht nur roboterhaft visuell anzustarren, sondern ihn zu ERKENNEN müssen wir denken (nebst dem Wahrnehmen), müssen uns einen BEGRIFF davon bilden! Und daraus erst entsteht, sekundär zum Erkennen, ein Gefühl, zum Beispiel die Begehrlichkeit nach dem Artikel!

Gedanken erzeugen Gefühle

Auch wenn das Begriffebilden nicht immer, oder sogar meistens, nicht sehr bewusst passiert, so MUSS es doch passieren, um überhaupt ein Gefühl damit verbinden zu können! Gefühle sind also sekundär, sie stehen in der Bewusstseinshierarchie UNTER oder HINTER dem Denken. Mit dem Wollen ist es doch ebenso. Der Wille erfolgt aus dem Gefühl, in diesem Fall aus der Begehrlichkeit, heraus. Beispiel: Wir bilden den Begriff (denkend): Schmuck; wir fühlen ein Begehren (Gefühl); wir kaufen den Gegenstand (Tat/Wille). In diesem Beispiel wird deutlich, dass Gefühl und Wille normalerweise UNTER dem Denken liegen. Trotzdem müssen diese Gedanken nicht immer vollbewusst sein. Sie können einem automatisierten Traum ähnlich sein, in den Vorstellungen traumhaft aufleben usw. Dazu später mehr.

Dem Dogma entrinnen

Die Frage ist bei weitem noch nicht beantwortet. Denn sowohl Gedanken, wie Gefühle, wie das Wollen, könnten doch einem rein neurofunktionalen Quell im Gehirn entspringen. Und damit ALLE, aber wirklich ALLE unsere Vorstellungen, Dogmen, Erkenntnisse, die wir im Laufe des Lebens gemacht haben. Selbst akrobatische Argumente, welche die Sinnfrage berühren, beziehungsweise den Unsinn und die Verworrenheit dieses Denkens sind doch auch wiederum nichts anderes als Gedanken! Man könnte tatsächlich ver-rückt werden.

Insofern wird die Ebene nicht verlassen, die ja gerade als „geistiger“ Vorgang von Materialisten bezweifelt wird. Dass es sogar Zen Buddhisten sind, die doch selbst jahrelang meditieren und es gewiss zu beachtlichen „geistigen“ Fähigkeiten bringen können, hat mich doppelt stutzig gemacht. Dennoch hilft alles Argumentieren nichts, weil wir diese Ebene normalerweise nicht verlassen können, die doch immer wieder Gedanken und Gegengedanken aneinander reiht. Oder gibt es sie doch? Das ist die Kardinalfrage! Hier und Jetzt – an einem solchen Ort der „Stille“, würde dieses Denken erst aufhören! Was aber steht letzterem höher, steht quasi „über“ ihm? Gibt es ein Bewusstsein, welches wirklich LEIBFREI (bezw. Gehirnfrei) existieren kann? Ist das blosse Nicht-Denken denn schon wirklich leibfrei? Und, geht das überhaupt?

Es gibt tausende von „Beweisen“, wie z.B. medial veranlagte Menschen uns scheinbar aufzeigen, die uns glauben machen, mit Toten sprechen zu können usw. Aber auch hier gibt es haufenweise (materialistische) Einwände, so überzeugend sie auch zu wirken vermögen und die nicht so leicht von der Hand zu weisen sind. Es kann ja sein, dass das Medium lediglich die Fähigkeit besitzt, die Gedankenströme seines Gegenübers zu lesen und viele solche – eben Gehirn gebundene bedingte Möglichkeiten. Sie alle sind nicht wirklich zu widerlegen, so sehr man sich auch verkrümmt! All dieses Widerlegen ist wiederum gedankenbedingt und an Begriffe geheftet.

Ist leibfreies Bewusstsein möglich

Und wieder komme ich auf Rudolf Steiners Ansatz, der auf Denkebene Anregungen zu geben vermag, um die Tatsache des Bewusstseins in LEIBFREIHEIT wirklich nachzuweisen: Die „Philosophie der Freiheit“. Es soll hier ein klitzekleiner Versuch, soweit im Rahmen eines Blogartikels überhaupt möglich, gemacht werden, wenigstens einen Hinweis darauf zu geben, wie dies geschieht. Welche Dämme durchbrochen werden müssen, um als Nichteingeweihter nicht ewig und unzufrieden auf blossem Glauben stehen zu bleiben. Das Zeitalter, wo Glauben selig machte, ist definitiv vorbei. Um etwas zu bewirken müssen wir uns in ernster Weise begriffliche Klarheit über die Dinge verschaffen.

Manche Philosophen stellten nicht das Denken als Hauptkraft dar, sondern das Bewusstsein. Die Frage erübrigt sich jedoch, ob zuoberst das Bewusstsein zu stehen habe statt dem Denken. Denn will ich über diese Frage urteilen, so muss ich sie (als im Hier und Jetzt lebender Mensch) wiederum denkend ergreifen! Würde man einen Gott, einen Schöpfer des Menschen diese Frage stellen wollen, so wäre sie durchaus berechtigt. Denn dieser müsste mit dem Menschen erst das Denken erschaffen. Weil wir nun aber vom materiellen Standpunkt ausgehen MÜSSEN, um dem Vorwand des spirituellen Dilletantismus zu entgehen, haben wir gezwungenermassen beim Denken den Hebel anzusetzen. Denn alle Einwände, auch Ihre, die Sie möglicherweise bisher haben, sollten Sie bis hierher tatsächlich gelesen haben, waren gedanklicher Art. Deshalb kommt Steiner zum  Schluss: „Ehe anderes begriffen werden kann, muss es das Denken werden. Wer es leugnet, der übersieht, dass der Mensch nicht ein Anfangsglied der Schöpfung, sondern deren Endglied ist“.

Das Denken als Tatsache

Letzteres ist allerdings schon wieder ein rein hypothetischer Gedanke, so meine ich, der einen gewissen geistigen Hintergrund voraussetzt, ist also schon zu weit gefasst und für mich vorläufig irrelevant. Steiner wollte damit eigentlich nur sagen, dass wir vom gegenwärtigen Entwicklungsstandpunkt des Menschen ausgehen müssen und nicht einen vermeintlich „Höheren“ (das Bewusstsein) voraussetzen dürfen. Genauso unstatthaft wäre es, philosophisch andere Dinge als das Denken an den Ursprung der Erkenntnis zu setzen (Atom, Bewegung, Materie, Wille, Unbewusstes usw.), da deren Erforschung und Ergründung immer den Weg erst über das Denken nehmen müssen. Dabei darf zunächst nicht über das Vermögen (oder Unvermögen) „richtig“ zu denken ins Zentrum rücken, sondern lediglich der Umstand, DASS gedacht wird. „Das Denken ist eine Tatsache; und über die Richtigkeit oder Falschheit einer solchen zu sprechen, ist sinnlos.“ Letztlich geht es um die richtige Verwendung des Denkens, nicht um deren Existenz.

Denken ist verpönt

Denken ist verpönt bei vielen Menschen. Und gerade ein spirituell ausgerichteter Mensch wird sich schwer damit tun, sich über das Denken austauschen zu müssen. Ihm sind solche philosophische Anwandlungen zu „intellektuell“ und zu „kopfig“, was ich persönlich überhaupt nicht so sehen möchte. Und gar das Denken zuoberst zu stellen ist ein absolutes „no go“ für solche Menschen. Dass es hier zunächst zuoberst stehen MUSS, verdanken wir dem Umstand, dass wir uns nicht anders austauschen können auf der materiellen Ebene. Und nur hier kann das wirkliche Verständnis überhaupt erwachen für einen über der Materie liegenden, spirituellen Erfahrungsbereich. Dieser aber ist nicht ohne weiteres jedem zugänglich. Er bleibt zumindest dem materiellen Bewusstsein verborgen. Deshalb muss umso mehr von dieser Ebene ausgegangen werden.

Das Wesen des „Ich“

Mit dem „Denken“ meint Steiner in der erwähnten Schrift aber nicht die Fähigkeit „Gedankenbilder“ zu haben, wie dies oben schon angedeutet wurde und was noch eingehender beleuchtet werden muss! „Man sollte nur nicht verwechseln: Gedankenbilder zu haben und Gedanken durch das Denken zu verarbeiten. Gedankenbilder können traumhaft, wie vage Eingebungen in der Seele auftreten. Ein Denken ist dieses nicht.“ Es tritt immer mehr die Wichtigkeit eines „Punktes“ auf, von dem aus unsere Gedanken getätigt werden, einem „Ich“, welches der Träger dieses Denkens ist. Es wird ausserordentlich bedeutend sein, das Wesen dieses „Ich“ zu erkennen und einzuschätzen im Zusammenhang mit dem Denken. Wäre dieses „Ich“ nicht INNERHALB des Denkens wesenhaft anzufinden, so müsste jede Selbsterkenntnis schattenhaft und unvollkommen bleiben, ja unmöglich sein. „Die unbefangene Beobachtung ergibt, dass nichts zum Wesen des Denkens gerechnet werden kann, was nicht IM Denken selbst gefunden werden kann. Man kann nicht zu etwas kommen, was das Denken BEWIRKT, wenn man den Bereich des Denkens verlässt“. Dies müsste sich als „selbst-verständlich“ aus dem Gesagten ergeben. Genau hier liegt die Divergenz zum Zen-Buddhismus, wo man versucht, zu einem Ich-losen Zustand zu finden. Dies ist allerdings eine Illusion, denn auch hier liegt das Denken dieses Versuchs wieder quer in der Landschaft!

Ein Neues entsteht

Nun umfassen wir dieses „Ich“, diesen inneren Punkt jedoch nicht nur auf der Seite des Denkens, sondern ebenso auf der Seite der Wahrnehmung ins Licht des Bewusstseins. Dies sind, man muss sich dies immer wieder klar machen, alles ebenso Begriffe, die das Denken bildet. Aus diesem Grund ist es unzulässig, auf der einen Seite ein „Subjekt“ (das Denken) darzustellen und auf der anderen ein „Objekt“ (der Gegenstand), auch diese zwei Begriffe/Ideen entspringen wiederum dem Denken, also einem vermeintlichen „Subjekt“. Die Wahrnehmung ist zwar die Ergänzung, auf welcher Welterkenntnis stattfinden kann, während auf der Seite des Denkens das Selbstbewusstsein erwacht, wenn es sich SELBST zum Gegenstande macht! Dieses Denken nun aber verbindet Welt und Ich und schafft somit erst die Beziehung, aus welcher die Begriffe und Ideen entspringen. Hier schwelt ein tiefes Geheimnis, welches schon im Ansatz über sich hinauswächst, welches quasi den Anfang bildet zu der Frage, von der wir ausgegangen sind: Gibt es ein leibfreies (Gehirnunabhängiges) Bewusstsein. Mit dem Übergriff dieses Ich auf die Welt, auf die Gegenstände in der Welt, erfasst es beziehungnehmend den Umraum und erzeugt etwas vollkommen Neues. Dieses Neue muss begriffen werden…

Fatale Objekt/Subjekt-Spaltung

In der Wahrnehmung tritt uns als denkendes Subjekt ein Objekt entgegen. Aus dieser Perspektive ist unser Bewusstsein sozusagen zweigeteilt. Es gibt und gab Philosophen, die behaupteten, dass die Wahrnehmungsobjekte doch nur durch unser denkendes und Begriffe bildendes Anschauen überhaupt existierten. Wäre mit der Objekt/Subjekt-Spaltung der ganze Vorgang beschlossen, so könnte man dem kaum etwas entgegensetzen. Jedoch ist es ja grade dem Umstand zu verdanken, dass wir MEHR sind als blosses Subjekt, weil wir uns selbst betrachten können! Hier tritt dieses Neue erstmals auf den Plan. Wir können die Welt betrachten und wahrnehmen, aber wir können uns darüber hinaus auch SELBST wahrnehmen. Wir haben ein Bewusstsein vom Vorgang an sich. Damit heben wir aber die Spaltung auf! Was uns (in der Verhaftung) unmittelbar mit den Objekten verbindet, löst sich in der SELBSTBETRACHTUNG auf. Wir sind einerseits denkendes Subjekt, aber darüber hinaus und GLEICHZEITIG auch der Betrachter dieses Umstands! WIR bilden ja erst diese begriffe „Objekt/Subjekt“ aus der Selbstwahrnehmung heraus. Wenn man sich bis hierher Klarheit verschaffen konnte, so wird ein neues Feld erschlossen werden können, welches hier immer wieder beackert werden soll…

[wysija_form id=“1″]

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… – Einblicke in die Kunsttherapie… ein Resume nach 25 Jahren…

Sind Gesetz und Freiheit unvereinbar?

Konzentration LagerIm Leben eines Menschen zeichnen sich viele unterschiedliche Phasen ab. Die Frage nach der Freiheit schwingt bei den meisten Menschen im Hintergrund mit. Der Jugendliche, oder der junge Erwachsene, fühlen sich ebenso mit dieser Frage konfrontiert, wie alte Menschen. Die Konsequenzen, die aus den Erfahrungen diesbezüglich gezogen werden, sind im Allgemeinen sehr unterschiedlich.

Der junge pubertierende Mensch pocht häufiger auf seine Rechte, auf sein wahrgenommen werden in der Welt. Was im hohen Alter eher befremdend daherkommt, ist in diesem Alter quasi legitim! Dabei sieht er/sie sich in größter Konfrontation mit seiner Umwelt. Das Gefühl der Autonomie gegenüber der Welt ist in jugendlichem Alter sehr wichtig für die weitere Entwicklung. Es gibt genügend Gründe, sich am Widerstand der äußeren Welt zu stärken, um so Selbstvertrauen und Durchsetzungswille zu schulen.

Im späteren Alter, so nach den Dreißigern, vielleicht Vierzigern, treten ganz andere Erfahrungen und Bedürfnisse auf den Plan. Das Zerrieben werden an der Welt, der ewige Widerstand, kann sich wie eine seelische Lähmung auswirken und zu Resignation und Depression führen. Man nimmt nur noch eine rücksichtslose und machtgierige Welt um sich herum wahr und fühlt sich entweder davon abgestoßen oder taucht selbst so tief darin ein, dass jede Selbstwahrnehmung diesbezüglich verloren geht.

Im Jugendalter muss das als gesund und normal angesehen werden, auch wenn sich das Erleben der Freiheit hier wohl in seiner egoistischsten (sprich autonomsten) Form zeigt. Das spätere Entwicklungsstadium lässt oft nachhaltige Spuren hinter sich, welche die Hoffnung auf eine mögliche Befreiung von dieser Marter des Menschen bestreitet. Oder man verkennt selbst die Unfreiheit darin. Das ist der Normalzustand vieler Menschen in fortgeschrittenem Alter. Beide, die Überbetonung einer egoistischen Freiheit, die natürlich nicht als solche entlarvt wird, und jene der Resignation und Leugnung der Freiheit machen den größten Teil der gegenwärtigen Lebensgrundstimmung in der Welt aus. Das Resultat können wir jeden abend in den Nachrichten sehen. Deshalb bleibt oft nur ein müdes Lächeln übrig, wenn man, wie hier in diesem Blog, immer wieder für eine Art „drittes Erlebnis“ aufmerksam machen will, einer „individuellen Freiheit“ sozusagen, die jenseits von Egoismus und Resignation gefunden werden kann, beziehungsweise schon da ist.

Was aber wären die Konsequenzen, wenn man den Gedanken der Unfreiheit des Menschen zum Dogma macht, ohne ihn gründlich zu Ende zu denken? Wie würde oder müsste sich z.B. das Rechtswesen konsequenterweise verändern, wenn man davon ausgeht, dass es eine solche Freiheit nicht gibt? Dieses Rechtswesen und die Gesetze bauen weitestgehend auf der Maxime einer egoistischen Variante von Freiheit auf. Um die einseitige Übersteigerung, die auf eine extreme Selbstbehauptung gegenüber anderen Menschen baut, auf ein normales, sozialverträgliches Maß herab zu brechen, müssen sogenannte „Normen“, eigentlich besser „Verhaltensnormen“ definiert und aufgestellt werden. Die Umgehung dieser Gesetze muss in der Folge drastisch und vehement kontrolliert werden. Kontrolle geht in diesem Kontext über Vertrauen; denn ein wirkliches und bedingungsloses Vertrauen würde schon eher zu der dritten, von mir gemeinten Freiheit gehören. Da sie als inexistent angenommen wird, zumindest gemäß dem allgemeinen Verhalten der Menschen zufolge, muss das Werkzeug der Kontrolle und des Misstrauens als Gesetzesbasis eingesetzt werden. Dadurch entsteht die Knechtschaft, aber nicht nur jene nach aussen, in Abhängigkeit dieser Gesetze folgende, sondern auch die eigene, nach innen gerichtete, die dahinter nicht erkannt wird!

Die Konsequenz ist die Entmündigung des Menschen und vor allem, eines möglichen freien Menschen. Er wird gar nicht als existent wahrgenommen: die letzte Konsequenz daraus ist die totale Entmündigung. Die Freiheit hat jedoch nicht nur äußere Aspekte, sondern auch Innere. Sie hängen unter anderem auch mit dem Triebleben zusammen. Ein Wolf, der ein Schaf reißt, kann dafür kaum verantwortlich gemacht werden, dass er dies tut. Man könnte ihn zwar abschießen. Damit hat man ein Problem beseitigt, den (entmündigten) Täter beseitigt. Aber da es noch viele andere Wölfe (Wölfinnen) gibt, bleibt der Naturtrieb an sich dennoch am Leben erhalten und es wird auch in Zukunft immer wieder Schafe reißende Wölfe (Wölfinnen) geben. Der Trieb stirbt nicht aus. Das Tier ist existentiell von ihm abhängig und kann dafür auch nicht bestraft werden. Da auch der Mensch Triebe hat, muss davon ausgegangen werden, dass er oder sie, sie nicht immer unter Kontrolle haben kann. Aber was heißt nicht immer? Gibt es denn eine Möglichkeit, sie zu kontrollieren? Eben darin zeigt sich ein Aspekt der dritten Art von Freiheit. Wäre sie im Menschen nicht latent vorhanden, dann könnte man ihn ebenso wenig bestrafen, wie den Wolf. Hier stecken wir in einem Zwiespalt. Das Gesetzt selber ist der Zwiespalt…

[wysija_form id=“1″]

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Wir meißeln ein Leben lang an „unserem Stein“

SklaveOkay, heutzutage von Sklaverei zu sprechen, mag etwas reisserisch klingen. Denn immerhin können wir – in der westlichen Welt zumindest – einige Vorzüge genießen und unser Leben noch relativ autonom bestreiten und einrichten, relativ… Dass es andernorts nicht so aussieht wie bei uns, muss wohl nicht begründet werden!

Viele Menschen fühlen sich auch in der vermeintlich “freien“ westlichen Welt, nicht mehr wirklich frei. Sie fühlen sich in ihren persönlichen Interessen und Initiativen immer stärker eingeschränkt. Zweifellos ist die Welt sehr komplex geworden und die harten Strukturen und Gesetze blocken viele Aktivitäten schon im Ansatz ab. Rechtssysteme zwingen uns unterschiedlichste Hindernisse und Barrikaden auf, die wir nicht wirklich durchschauen können. Sklaverei sehe ich aber viel mehr an einem ganz anderen Ort, als dem von aussen aufgedrängten! All die abstrakten Ideen und Inhalte, die wir uns in unserem Leben schaffen, bilden in uns klare Vorstellungen von der Welt: wie sie zu sein hat und wie nicht. Wir schaffen Prinzipien und zementieren Meinungen. Und von diesen Prinzipien lassen wir uns letztlich mehr versklaven als von allen äußeren Einflüssen, die uns begegnen. Ich persönlich habe nicht mehr so viel Angst vor der „bösen Welt“, die außerhalb von uns wirkt und uns zu Sklaven machen will.  Wir meißeln ein Leben lang an „unserem Stein“ weiterlesen

Erkenntnis-Drama an der Schwelle

die-stille-lotusblüte-300x252Die Menschheit hat es über die Jahrtausende hinweg sehr weit gebracht. Die Entwicklung wurde in erster Linie oder sogar ausschließlich durch die Natur-Erkenntnis bestimmt. Das Eindringen in deren Gesetze, in die Tiefen der Materie war das allererste Anliegen und ist es heute noch.

Dabei hat man selbst in anderen Gebieten Konzepte entwickelt, die dem naturwissenschaftlichen Anspruch genügten. Sowohl in der menschlichen Psyche, wie auch bei paranormalen Phänomenen, ja sogar in esoterischer Forschung mit hochspirituellem Anspruch, schien man Kriterien gefunden zu haben, die diesen äußeren Gesichtspunkten genügen und sich an ihnen orientieren sollen. Man nannte dieses neue Gebiet diesem Umstand zum Trotz, die „Geisteswissenschaften“. Der Begriff trügt allerdings. Denn es war (und ist) nicht die Wissenschaft vom Geist damit gemeint, sondern bloß jene, von außen betrachtet, über den Geist. Und als „Geist“ bezeichnete man allgemein jenes Gedankengut, welches sich mit immateriellen Dingen beschäftigte. Also nicht das unmittelbar selbst erlebte. Was erforscht wurde und wird, sind in erster Linie die materiellen Abdrücke von nicht materiell erklärbaren Phänomenen. Das Vorgehen der naturwissenschaftlichen Methode hat sich dabei nicht wesentlich verändert. Es wurde lediglich auf jene phänomenologische, irgendwie undefinierbare Ebene verlegt.  Erkenntnis-Drama an der Schwelle weiterlesen

Machen Gesetze bessere Menschen?

Mann drückt Paragraph-SymbolIndividualismus wird oft mit Egoismus verwechselt. Letzterer verlangt nach einschränkenden Maßregeln, der erste die bedingungslose Freiheit, wenn es sie denn gibt. Die große Frage lautet: Führen Gesetze näher an die individuelle Freiheit des Menschen heran oder von ihnen weg? Und: Was bezwecken Gesetze eigentlich?

Ist der „ethische Individualismus“, wie Rudolf Steiner jene Geisteshaltung nennt, die den Menschen zur Freiheit führen soll, geeignet, sich über Gesetze und Richtlinien zu verwirklichen? Das heißt, anders gefragt: wird der sittliche Mensch durch die Gesetze besser – oder gar schlechter? Lässt sich die Frage vom Standpunkt eines „naiven Realismus“ überhaupt beantworten? Welch Drama steckt in der Beurteilung dieser Frage! Und wie existentiell ist sie, heute mehr denn je, geworden!

Der (fortgeschrittene) „naive Realist“ sagt: ich glaube nur an das, was ich sehe! Und ich sehe, wie sich die Menschen verhalten! Sie sind, leider, moralisch so labile Geschöpfe, dass sie ohne äußere Einschränkungen (Gesetze, Sittengebräuche, Normen usw.) masslos werden und ihrem Zerfall entgegen steuern würden. Wir können durch die Gesetze diesen Zerfall ein Stück weit aufhalten. Deshalb müssen wir besorgt sein, dass wir die Lücken immer dichter schließen und das System durch Kontrolle und einem “gesunden“ Misstrauen gegenüber diesen Kriminellen, „Freidenkern“ und Anarchisten, aufrecht erhalten. Dies dient dem Wohle aller! Ansonsten werden wir gnadenlos ausgenutzt. Es braucht dafür wohl keine Beweise! Du findest das Übel an jeder Strassenecke und auf den Titelseiten jeder Tageszeitung. Im besten Fall werden die Gesetze von einer demokratischen Mehrheit des Volkes bestimmt (dafür gibt es leider nur wenige Beispiele auf der Welt). Im schlechteren Falle durch ein paar hundert Parlamentarier (was der Norm eines “westlichen“ Staates entspricht). Und im allerschlechtesten Fall von einem Monarchen oder, vielleicht noch schlimmer, von einem Diktator (was faktisch leider noch die meist praktizierte Staatsform auf dieser zivilisierten Welt ist). In dieser Bandbreite bestehen die Entwicklungspotenziale. Mehr liegt nicht drin!

Da kann man nur sagen: ja, sicherlich, deine Analyse ist klar, sachlich und verständlich und, von deinem Standpunkt aus betrachtet, unausweichlich! Aber dann müssen wir auch nicht weiter über die Freiheit reden. Eine höhere Form der Freiheit als die des tun und lassen Könnens, was jeder und jede will zur Erlangung egoistischer Ziele, kann und wird es nicht geben – und letzteres ist ja wohl kaum erstrebenswert. Was übrig bleibt, ist das oben erwähnte „System“. Es garantiert einen relativen Frieden auf Erden. Wenngleich im besten Fall (dem der Volksdemokratie) immerhin ein Quäntchen Individualismus hängen bleibt, so kann er zumindest kaum ethisch genannt werden, sondern unterliegt der steten Gefahr einer riesigen Maschinerie von professioneller Gehirnwäsche durch Werbung, Marketing und Machtdemonstrationen der Regierenden und jenen, die es werden wollen.

Dann kommt der „metaphysische Realist“ auf die Bühne und sagt: hört mir zu! Die Gesetze sind doch niemals alles! So kann man keine „sittlichen Menschen erziehen“! Es gibt doch eine innere Stimme in uns, in jedem von euch allen, nenne sie die „Stimme des Gewissens“, „Gottes Stimme“ oder anders! Sie sagt uns, was richtig oder falsch, gut oder böse ist. Wir müssen nur lernen, auf sie zu hören, dann werden wir auch in rechter Weise handeln können!

Ja!
…aber die Stimme des Gewissens ist an deine persönliche Moral gebunden. Sie ist das Produkt, die Essenz deiner Glaubenssätze und Ideale, die du dir aus deiner Lebensgeschichte zusammen geschustert hast! Die Freiheit bleibt also auch hier auf der Strecke. Sie ist keine wirkliche Freiheit, sondern resultiert aus einem ewigen, reibungsvollen Kampf: dem Gewissenskampf mit dir selbst. Du bist ihm ausgeliefert bis ans Ende deiner Tage. Es bleibt dir keine Wahl, du kannst bestenfalls als kleines, elendes Würmchen des Kosmos in der Erde herumwühlen und so elendiglich krepieren.
Auch hier müssen wir kaum weiter über Freiheit diskutieren. Die egoistische Variante wäre, dass Du glaubst, du seist alleinig Gott selbst und somit das Zentrum der Welt! Dein Gewissen sei die objektive Wahrheit, nach der sich alle anderen Menschen zu richten haben!

Freiheit, die auf Kosten anderer erkämpft wird, nennt man Egoismus | Und damit sind wir wieder bei den Gesetzen angelangt. Anders ist keiner dieser Varianten beizukommen, als durch Gesetze, will man sich nicht in äußere Knechtschaft einzelner „Autonomen“ begeben. Zwar sind die Gesetze auch nicht zwingend objektiv und allgemein gültig, aber sie resultieren, wie wir gesehen haben, im besten Fall nicht nur aus wenigen oder aus einer Stimme (Monarchie, Diktatur), sondern aus der (vermeintlichen) Mehrheit. Zwar ist auch diese „Mehrheit“ oftmals ein Trugschluss, aber es genügt vorläufig, bei diesem Gedanken zu bleiben, denn auch aus ihr wird die Frage der Freiheit nicht befriedigend beantwortet werden können. Der Fokus wird nur immer wieder auf die äußeren Verhältnisse hingelenkt. Man bedenke die oftmals als „Gegenbeweis“ der Freiheitsphilosophie aufgeführten Beispiele eines Verbrechens als Ausdruck einer solchen “freien individuellen Handlung“. Es sei hier nochmals deutlich ausgesprochen: sie haben allesamt nichts mit der Individualität im genannten Sinn zu tun, sondern entspringen immer einem egoistischen Trieb und der ist das objektivste im Menschen!

Zu einer inneren, wirklichen Freiheit kommen wir auf diesem Weg nie. Eingeleitet wird dieser Schritt nur immer durch die ehrliche und konsequente Selbstbeobachtung. Im Akt der Selbsterkenntnis erst, durchschaut der Mensch die Motive seines eigenen Handelns. Dazu reicht die rein analytisch reflektierte Rückschau nicht aus, weil wir dadurch auf der Gedankenebene bleiben. Wir beurteilen (und verurteilten) dabei die eigene oder fremde Sachlage lediglich aus einem anderen Blickwinkel heraus – und umgehen dabei elegant das eigentliche Zentrum unseres Seins. Erst im gegenwärtigen Augenblicke vermögen wir sie anschauend zu verlassen.

Darauf kommt es an und nur darauf! Im Jetzt “erwischen“ wir die wahren Motive und zwar nicht nur die äußeren, sondern auch die inneren! Erstere bestimmen den naiven Realismus, letztere den metaphysischen. In diesem Selbst beobachten haben wir den Standpunkt „erhöht“. Wir sind aus uns selbst herausgetreten. Heraus aus dem verhafteten, automatisierten Schablonenmenschen. An diesem haftet unser Ego. Der neu gewonnene Standpunkt vermag uns aus diesem zu befreien. Wir erleben jetzt eine neue Bewusstseinsqualität, die Intuition genannt werden kann! Die wahren, menschenfreundlichen Gesetze und Erfindungen sind allesamt aus solchen Intuitionen heraus entstanden! Durch die „Erhebung“ des Bewusstseins auf diesen Punkt, verbinden wir uns sozusagen mit der einheitlichen Welt, mit dem All-Einen, aus dem heraus solche bewusstseinsübergreifende Intuitionen entstehen, an denen alle Menschen mitwirken. Die Erfahrung bringt es zutage! Wir haben Anteil an einer gemeinsamen Welt eines großen geistigen Ganzen. Hier, und nur hier, wohnt die wahre Natur der Freiheit! Sie ist bedingungslos und ein im höchsten Grade sittlicher Zustand. Wäre der ganzen Menschheit diese Erfahrung präsent, oder besser: gegenwärtig, dann würden sämtliche Gesetze und Vorschriften hinfällig. Die Motive der Handlungen jedes Menschen entsprächen einem ethischen Individualismus (siehe „Philosophie der Freiheit“, Rudolf Steiner) und würden von jedes Menschen spezifischer Form, durch seine individuelle moralische “Technik“ verwirklicht und realisiert. So verwandeln wir den zweckbestimmten Naturmenschen zum freien Geistmenschen.

[wysija_form id=“1″]

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Was bleibt, ist Geist…

SpiegelbildKleiner philosophischer Ausflug:
Ein nicht ganz unbedeutender Philosoph behauptete einmal, Meinungen seien generell subjektiv. Alles sei bloß Vorstellung; reale Dinge existierten nur in unserem Kopf. Natürlich muss, gemäß seiner eigenen Theorie, auch dieses Statement subjektiv sein. Was passiert aber, wenn dem tatsächlich so wäre? Eine äusserst knifflige Frage, sagen Sie? Ja, vielleicht…

Wenn es so ist, dass selbst dieser Gedanke subjektiv ist, dann muss (nach der Logik bemessen) der Schluss folgen, dass alles subjektiv ist. Dass es also keine objektive Wahrheit gibt. Dass jeder Mensch, der sich über irgendetwas ausspricht, nur immer seine ganz persönliche, individuelle und private Meinung vertritt. Und wenn dies der Fall ist, dann gibt es selbstverständlich auch keine Freiheit (außer vielleicht einer kleinen beschränken, persönlichen). Denn alles, was ich denke und sage, hängt immer nur von einem Faktor ab: von mir persönlich und von meiner Lebensgeschichte. Niemand kann mir drein reden, niemand kann das Gesagte dementieren, verdammen, kritisieren, verurteilen, denn all die Gegenargumente wären ebenso private Meinung einer Sache, wie die des anderen. In die Quere kommt allerdings der eben geäußerte Gedanke: „Alles ist subjektiv, die Welt ist nur meine Vorstellung“. Denn er selbst wäre demnach die grosse und einzigartige (objektive) Ausnahme!

Scheint logisch, oder?

Jetzt sagt der „gesunde Menschenverstand“ natürlich, nein, wie kommst du auf so einen Quatsch. Selbstverständlich gibt es objektive Tatsachen und Wahrheiten! Und tatsächlich kommt man dabei ganz schön ins Schwitzen, weil dieses blöde „Logik“-Argument immer wieder dazwischen kommt. Wenn die Vöglein nicht mehr singen, dann ist es Nacht, ausser es ist eine Nachtigall oder ein Uhu, ist doch logisch! – Hm, tja, einigermassen. – Wenn du mir eine runter haust, dann haue ich dir auch eine runter, ist doch logisch oder? – Hm, nun ja, nicht wirklich.
Das mit der Logik wird zuweilen schon ganz arg strapaziert. Es ist ein Begriff, wie so vieles andere auch. Ich könnte doch ebenso gut sagen: Ist doch Suppe statt, ist doch logisch, oder? Nicht? Ne, gut, klingt unlogisch…

Fakt ist, wir strapazieren Begriffe oft ganz fürchterlich. Damit alleine sind jedenfalls noch keine logischen Schlüsse gezogen. Also gibt es nun etwas objektiv Gültiges oder nicht? Du selbst bestreitest doch deine Existenz kaum, oder? Ja gut, aber es gab doch auch Philosophen wie George Berkeley oder andere, die behaupteten doch tatsächlich, dass nur das existiert, was ich wahrnehme! Schaue ich weg, existiert es nicht mehr! Mag blöd klingen, war aber seine feste Überzeugung. Und er galt in seiner Zeit etwas. Versuchen Sie es doch einmal. Stellen Sie ein Glas Wasser auf den Tisch! Machen Sie die Augen zu – und beweisen Sie mir mit geschlossenen Augen, dass es noch da ist. Klar, wenn Sie die Augen wieder aufmachen, oder andere Sinne verwenden, aber dann nehmen Sie es ja wieder wahr…

Gut zurück zu der obigen Frage nach den „privaten“ Meinungen. Der ganze Mist, der hier steht und den Sie tatsächlich bis hierher ausgehalten haben, wird entweder nicht verstanden, dann sind meine Gedanken aus der Optik des Nichtverstehers tatsächlich privat. Geh doch zum Teufel mit deinen Philosophien! Arbeite besser etwas vernünftiges, dann bringst du es auch zu was… oder sie werden verstanden und dies sogar zustimmend! WOW. Das wäre (fast) schon der Beweis, dass meine Meinung doch nicht so ganz „privat“ ist! Und dass es so etwas gibt, ein kleines Fünklein von etwas Verbindendem! Oder es entsteht eine andere Meinung darüber. Bei Ihnen vielleicht, lieber Leser, liebe Leserin? Das könnte darauf hinweisen, dass ich falsch denke und Sie richtig! Ist auch eine Möglichkeit! Wie denken Sie darüber? Lassen Sie es mich wissen! Was ist falsch daran? Könnte ich es wohl verstehen, wenn ich „richtig“ denken könnte, so wie Sie?

Ehrlich gesagt, gefällt mir der zweite Gedanke ganz ausserordentlich, der mit dem Verstandenwerden! Stellen Sie sich vor, Sie werden von irgend jemandem verstanden! Egal ob der aus Japan kommt, ob er ein Yankee ist oder ein Muslime, ein Christ oder ein Buddhist. Ist doch ein ganz tolles Gefühl! Das Gefühl, verstanden zu werden! Etwas klitze kleines weist also über mich persönlich hinaus (und über Sie natürlich auch!), etwas, was so ganz „privat“ zu sein schien, findet plötzlich Anklang bei anderen, vielleicht sogar bei Andersdenkenden, bei der SVP oder SP (je nach persönlichen Standpunkt). Ist doch grossartig!

Worauf will ich damit hinaus? Im Prinzip bin ich immer noch daran, meine ganz private Meinung zu äussern, aber es könnte sein, dass Sie es verstehen und dann wäre ein Tatbestand gesichert: der Geist! Etwas Geistiges (zunächst ist auch das natürlich nur ein Begriff, an dem Sie sich vielleicht die Zähne ausbeissen), etwas Geistiges überhebt sich dem Alltäglichen in uns und schafft zum Beispiel Verbindungen zwischen Ihnen und mir! Geistige Fäden, unsichtbare Verbindungen (die kaum etwas mit digitaler Daten-Übertragung im technischen Sinne zu tun haben), die nicht nur an meinem kleinen persönlichen ich hängen bleiben, sondern einen bleibenden Wert haben, für mich und für Sie!

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Ich bin: also gibt es keine Freiheit?

Die meiste Zeit meines Lebens verbringe ich damit, irgendwelchen Gedanken und Vorstellungen nachzujagen, die mir „etwas“ bringen sollen. Es sind Ideen, die mich befeuern oder auch nicht, aus denen ich Nahrung für meine Handlungen erhalte – oder auch nicht. Auch in der Kunst schöpfen wir doch die allermeisten Motive und Taten aus der Ideenwelt. Woraus sollen wir sie denn sonst schaffen?

So wie Goldmund, der Gegenpol des Narziss in Hermann Hesses Roman, fast sein ganzes Leben damit verbringt, den Inbegriff der Schönheit, des Schönen, zu finden und ihn in einem Kunstwerk zu verewigen. Oder Leonardo da Vinci, der Jahrzehnte seines Lebens damit beschäftigt war, seiner Mona Lisa den Hauch des Lebens einzuimpfen, so versuchen wir unseren Idealen nachzugehen und auf irgendeinem Gebiet das „Allerhöchste“, den Gipfel zu erreichen. Sei es in der Kunst oder im alltäglichen Leben: die Taten sind Produkte unserer Vorstellungen. Was ist denn daran falsch, mag man fragen? Nichts natürlich, es ist der Normalzustand unseres Bewusstseins. Nicht falsch, aber problematisch wird es dann, wenn wir den Ursprung unserer Vorstellungen nicht kennen. Wir fühlen uns mit ihnen aufs Innigste verbunden und schöpfen daraus ebenso Freude und Begeisterung, wie auch Leid und Missmut. Solche Vorstellungen können eine große Macht auf uns ausüben und auch tiefste Gefühle hervorlocken, im Sinne beider emotionalen Lagen, der nach „oben“ (in den Himmel) wie nach „unten“ (in die Hölle).

Wenn wir zum Beispiel 500 Euro gewonnen haben und uns dann vornehmen, am Nachmittag in das beste Kleidergeschäft zu gehen, um uns „etwas zu gönnen“, was wir uns sonst nicht leisten würden, dann kann diese Vorstellung ein großes Freude-, ja sogar Glücksgefühl auslösen, welches uns den ganzen Tag beflügelt! Danach, wenn der Kauf getätigt ist, entschwindet diese Freude wieder recht schnell. Der nächste „Kick“ dieser Art wird bald gesucht. In dieser Weise kompensieren wir viele Dinge in unserem Leben, die eigentlich zerstörerisch wären und die uns vielleicht nachdenklich stimmen müssten. Genauso gut kann es nämlich sein, dass uns einen Tag später, wenn wir mit dem neu erstandenen Kleid durch die Stadt gehen, ein unangenehmes Erlebnis begegnet, welches uns den Rest dieses Tages, oder länger, traurig sein lässt.

Unsere Wahrnehmungen und die damit verbundenen Gedanken sind dafür verantwortlich, ob es uns sehr gut, mittelmäßig oder eben schlecht geht. Ein Ausbrechen aus diesem Kreislauf scheint auch gänzlich unmöglich zu sein. Das Verwoben sein mit dem Alltäglichen ist derart groß, dass es für die meisten Menschen undenkbar ist, sich dem zu entziehen. Es ist für die meisten „normal“. Und dennoch muss man konstatieren, dass es so etwas wie Freiheit auf dieser Ebene gar nicht geben kann. Denn frei sein würde bedeuten, dass wir Kontrolle oder vielleicht besser die Beherrschung darüber haben, was uns bedrängt, führt oder leitet. Gefühle und Gedanken, die stets kommen und gehen, müssten uns bewusst sein und wir müssten die Fähigkeit haben, darüber zu entscheiden, ob wir sie annehmen wollen oder nicht, also im positiven Sinne reflektieren.

Das ist aber leider nicht der Fall. Also gibt es keine Freiheit? Wie steht es denn mit Gesetzen, mit Rechten und Pflichten, die wir als Bürger haben? Wenn wir einen Verbrecher verurteilen, gehen wir doch davon aus, dass er „frei“ und vollbewusst gehandelt habe. Das heißt, wir gehen davon aus, dass er wusste, was er tat. Wusste er das? Hat er wirklich in „Freiheit“ darüber entschieden, sein Opfer zu vergewaltigen, zu töten, zu berauben – oder was auch immer? Die Frage ist natürlich sehr heikel und dennoch klar. Denn das Gesetz geht davon aus, dass jeder und jede „zurechnungsfähig“ sei, das heißt, im Bewusstsein der Folgen für alle Beteiligten eine strafbare Handlung begangen habe. Es kann natürlich auch Unzurechnungsfähigkeit attestiert werden, was jedoch eher ein Sonderfall ist. Im Falle der sogenanntem „Zurechnungsfähigkeit“ müsste man davon ausgehen, dass es bei solchen Verbrechen so etwas wie Freiheit tatsächlich gibt!

Wenn es sie gibt, dann liegt sie außerhalb der Verstrickungen unseres alltäglichen Denkens. Und ob jemand aus dieser Ebene heraus handelt, kann nicht so eindeutig beurteilt werden. Wenn meine Freude davon abhängig ist, ob ich im Lotto gewinne oder mir „etwas Gutes“ tue, um glücklich zu sein, dann sind wir in der Abhängigkeit der Vorstellung „Geld“, „Reichtum“, „Ansehen“. Die Frage wäre demnach, ob die Vorstellung eine freie sei? Das können wir (als Betroffene) nur herausfinden, wenn wir versuchen, uns ihr entgegenzustellen. Wenn ich mir sagen kann, ok, heute habe ich 500 Euro gewonnen, aber ich lass das jetzt mit den Kleidern und spare mir das Geld lieber an für schlechtere Zeiten; dann haben wir die eine Vorstellung mit der anderen, vernünftigeren, ersetzt. Ist nun die „Vernünftigere“ frei?

Positive Vorstellungen können uns nicht nur Stunden, sondern Tage, Wochen oder gar Monate lang auf einem bestimmten Level der Freude halten, uns in ein „Hoch“ versetzen, oder uns gar euphorisieren. Das kann der Gedanke an die bevorstehende Rente sein, oder die Vorfreude auf ein Ereignis, welcher Art auch immer. Oder es kann die Erwartung des Urlaubs mit der Familie sein usw.

Im gleichen Maß sind aber auch negative Vorstellungen beherrschend auf unser Gemütsleben. Der Tod eines geliebten Menschen kann dazu führen, oder eine desolate Lebenslage, oder andere, schwierige Umstände und Ereignisse, die anstehen. Die Abhängigkeit unserer Freuden und Leiden von den Gedanken, die uns permanent durchziehen, ist sicherlich unbestritten. Die Frage bleibt bestehen: wie groß ist unsere Einflussnahme darauf?

Im Falle schwerer Depressionen wird man erkennen, wie schwierig es ist, solche destruktiven Vorstellungen nicht nur zu meiden, sondern vor allem, sie überhaupt zu erkennen und damit zu entschärfen! Im Fall der Manie oder von großer Freude will man sich die positiven Vorstellungen hingegen bestimmt nicht nehmen lassen. Wer will da die Stimmung vermiesen durch Infragestellung dieser Gefühle! Auch die Frage, ob man in diesem Moment frei sein, ist uns in solchen Momenten so ziemlich egal. Sie wird bestenfalls erst dann wieder gestellt, wenn das Gegenteil überwiegt, oder wenn die Gefühle nachlassen.

So schwanken wir mit dem Schiffchen unserer Persönlichkeit auf dem Ozean der Emotionen dahin. Auf und ab. Einmal ist es still und friedlich, dann soll niemand kommen und uns stören, und manchmal, oft ganz unverhofft, brausen wilde Stürme und bringen uns in Todesangst.

So wie das kleine Schiffchen auf diesen Wogen, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns den Launen des Meeres zu überlassen und das Beste daraus zu machen. Thats it.

Das Leben scheint also insofern etwas unplanbares und unberechenbares zu sein. Da bleibt für die Freiheit des Schiffchens nicht mehr viel Platz übrig. Wo also steckt sie, diese Freiheit und wer sind wir, wenn wir ich sagen?

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

RSS
Follow by Email
LinkedIn
Share
%d Bloggern gefällt das: