Besitz- Freude und Schenk- Freude

FreudeLetzthin sah ich in der Stadt einen älteren, sportlichen Mann auf seinem Fahrrad. Warum er mir auffiel, weiss ich nicht. Er hatte nichts Besonderes an sich, nichts, was herausstach oder sich vom Normalalltäglichen abhob. Vielleicht war gerade dies so charakteristisch spezifisch und augenfällig: das Normale. Auf seinem Gesicht, welches ich nur flüchtig erheischte, lag eine gewisse Fröhlichkeit.
Sein Lachen hatte in mir jedoch irgendwie seltsam nachgeklungen. Es fiel mir in der Folge auf – weitere lachende, scheinbar frohe Gesichter beobachtend – wie unterschiedlich die Qualität der Freude ausgedrückt werden kann!

Das Lachen jenes Mannes liess eine Freude durchscheinen, die sich auf etwas Bestimmtes bezog; eine freudige Erwartung im Sinne von: Jetzt kann ich mir endlich den neuesten iMac leisten, nachdem ich meine Frau davon überzeugen konnte. Wie geil ist es, jetzt das Ding zu kaufen! Die Freude des zum Mediashop fahrenden Mannes bezog sich auf eine Art äusserer Befriedigung, die jeder kennt, wenn er oder sie sich in irgend einer Art und Weise materiell befriedigt. Es mag so oder anders gewesen sein; Mediashop oder Geliebte, jedenfalls stimmte das Gefühl in diesem Sinne betrachtet…

Die meisten lachenden Gesichter, die ich in der Folge beobachtete, boten mir einen ähnlichen Ausdruck: sie bezogen sich auf irgendwelche materiellen Dinge oder Erwartungen. Es war aus ihnen zu lesen: jetzt bekomme ich etwas! Achten Sie einmal, wenn Sie durch eine Stadt spazieren, auf dieses Lachen! Versuchen Sie herauszufinden, welches der Antrieb für das Lachen auf den Gesichtern – wenn sich denn ein solches zeigt – ist! Meine persönliche Erfahrung war ernüchternd! Das meiste schien diesen Haben-Charakter zu tragen.

Wie anders ist es doch, wenn jemand nicht lacht, weil er oder sie etwas bekommt, etwas erwartet, was ihm oder ihr zusteht – was also infolgedessen auf Besitz ausgerichtet ist! Wenn sich ein Lachen in einem Gesicht zeigt, welches nicht etwas von anderen für sich selbst haben will, sondern etwas geschenkt hat, anderen etwas gegeben hat! Die Qualität einer solchen Freude, zeigt mehr als blosse Selbstlosigkeit, blosse Demut oder asketisches Gehabe.

Ein Lachen dieser Art schenkt selbst, aus sich heraus, etwas viel Kostbareres, lässt etwas spürbar machen, was sich im Hintergrund von einer Art „permanenter Persönlichkeit“, einer Art „geistigem Ich“, oder wie man es nennen will, kund tut! Es tritt hervor aus dem Schleier der egoverhafteten Persönlichkeit, durchbricht diesen (wenigstens für Momente) und wirkt heilend auf die Umgebung! So, wie die Sonne, die hinter den Nebelschwaden hervorbricht alles in ein vollkommen neues Licht verwandelt! Solche Schenk-Freude berührt jeden von uns. Sie kommt aus einer tieferen Ebene, als die Besitz-Freude und hat eine enorme Wandlungskraft! Das „Haben“ verblasst im Schein des „Seins“.

…ähnliches habe ich letzte Woche auf dem Gesicht meiner verstorbenen Mutter auf ihrem Totenbett gesehen… dies sei ihr zum Gedenken!

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Lob des Denkens…

…mit gedanklichen Einwänden

DenkenZuweilen wird gestritten, ob das menschliche Denken nicht mehr zerstöre, als es aufbaut. Es wird manchmal über die Intellektualität der westlichen Gesellschaft gewettert und deutlich gemacht, dass wir mehr menschliche Wärme benötigen und unsere Gefühle stärken sollen, anstatt alles zu analysieren und zu zerpflücken. Dabei gibt es sehr große Meinungsverschiedenheiten darüber, was denn Denken überhaupt sei… und alles dies, mit Verlaub, geschieht mit demselben Werkzeug, welches menschliche Kommunikation auszeichnet: dem Denken! Allein dies zeigt schon die Unmöglichkeit, das Denken streitig zu machen.

Wie auch immer die Einwände dagegen sind; sie können nur immer wieder durch Gedanken vermittelt werden. Sicher, das ist eine Binsenwahrheit und man kann sich darüber ärgern, dass das Denken zum Thema eines Artikels wird, zum wiederholten Male. Überhaupt, was will der ständig mit seinen Aufrufen zur Bewusstseinsentwicklung! Soll das doch mal etwas lockerer nehmen. Sich ein bisschen gehen lassen, gelassener werden. Einwände, die ich gelegentlich zu hören bekomme… es gibt doch so viele andere, schönere Geschichten. Zum Beispiel, wie drollig meine Katze sich wieder am Fußende meines Bettes wälzt. Oder der neueste Song von dieser oder jener Gruppe, auch schön. Vielleicht auch gerade nicht schön. Lässt sich doch so wunderbar streiten darüber, ob der Song nun schön ist oder nicht schön ist.

Auch andere Geschichten wälzen und belasten uns tagtäglich. Wir hören sie, sehen sie am Radio, im Fernsehen: Informationsfluten über Kriege, Schlachten, Mord und Totschlag, Einbrecher, Abzocker, Geldwäscher und andere üble Dinge. Sie nehmen uns in Beschlag und benebeln uns durch die Überfülle, das Zuviel (des Schlechten). Wie viel Leid können wir ertragen? 5 Kriege, 6 Abzocker, 3 Kindsmörder und sechs tragische Unfälle. Und dies alles in 15 Minuten Hauptnachrichten! Nur ein einziger Fall, der uns persönlich betreffen würde, genügte, um uns für Tage, Wochen, Monate in eine tiefe Krise zu führen…

Bei alledem fragt man sich schon, welchen Wert diese Informationsfülle hat? Was wir „Denken“ nennen, ist eben normalerweise nicht ein aktives, innerlich beteiligtes Verstehen wollen, sondern ein passives Hinnehmen von Bildern und Vorstellungsfluten, die (meistens) ungefiltert an uns herantreten. Unsere Wahrnehmung geht dahin und dorthin, streift durch die Schaufenster, Bildschirme und Objekte unserer Umgebung. Und gleichzeitig läuft innerlich, in uns, ein Film ab von Assoziationen und Erlebnissen: Dinge, die wir noch zu erledigen haben oder die wir hinter uns gebracht haben und die einen fahlen Nachgeschmack hinterließen. Dies alles füllt unser „Bewusstsein“ und lässt wenig Raum übrig für das Wesentliche! Über das, was hinter dieser Fassade eines getrübten Blickes lebt und seinen Anspruch an uns fordert, ein Leben lang. Jedoch von uns nicht gesehen wird, weil unser Blick dafür verdeckt ist…

Und alles nennen wir „denken“. Und die Forderung nach etwas Neuem, unentdecktem ist sicherlich nicht ungerechtfertigt! Aber deswegen das Kind mit dem Bade ausschütten? Wie sollen wir denn zu diesem Neuen finden, wenn wir das Denken einfach ausschalten? Wir können träumen oder schlafen, einerlei, da haben wir es tatsächlich ausgeschaltet. Manche nennen es Meditation. Was aber tun sie anderes, als mit herabgedämpftem Bewusstsein in den Tag hinein zu träumen.

Allein, das Verwoben sein, das verhaftet sein mit den Vorstellungen, die uns passiv ständig belagern, macht es uns unmöglich, hinter die Fassade unserer Persönlichkeit zu blicken. Aber hinter der Fassade lebt etwas in jedem Menschen, was er nie mehr missen möchte, wenn er es einmal „gesehen“ oder gefühlt, entdeckt hat!

Das Denken ist eine menschliche Kraft, die es uns ermöglicht, solche Wege zu beschreiten. Deshalb ist es nicht nur wichtig, sondern absolut unerlässlich. Das heißt aber nicht, dass das Denken selbst schon das Geistige ist! Es ist vielmehr eine Brücke zum Geistigen Ganzen in uns. Das Problem besteht im Erkennen dessen, was uns an Gedanken tagtäglich durchzieht. Die, ganze oder teilweise, Verhaftung mit den Vorstellungen und Bildern führt dazu, dass wir die Motive für unser Handeln nicht mehr erkennen können. Es gibt sicherlich Extremfälle, Affekthandlungen, die dies ziemlich krass dokumentieren und jedem verständlich machen. Das wird auch niemand abstreiten können. Aber sonst? Was geht das mich an? Ich habe doch alles im Griff? Sobald wir anfangen, ein wenig wacher zu sein in dem, was uns an Vorstellungen stets durchzieht, merken wir, dass es durchaus nicht so ist, dass wir „alles im Griff“ hätten. Schon die ersten Bemühungen in diese Richtung werden uns wachrütteln. Wären wir tatsächlich immer der eigene „Herr im Haus“, dann hätten wir keine Probleme mehr, die uns seelisch bedrängen würden. Die Statistik zunehmender psychiatrischer Leiden zeigt indessen etwas anderes…

Bereits in den ersten Kapiteln von Rudolf Steiners Einweihungsbuch mit dem etwas antiquierten Titel: „Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten“, steht, dass man versuchen soll, sich wie ein Fremder gegenüberzustehen. Im Prinzip läuft dies (zunächst) auf eine „Gedankenkontrolle“ hinaus. Das heißt, wir sollen versuchen, dadurch, dass wir uns selbst Inhalte schaffen, uns von den automatisierten Vorstellungen mehr und mehr zu lösen. Die Kraft, die dann erwächst, wenn man sich in solcher Art und Weise, wie von Steiner beschrieben, für eine Weile auf einen bestimmten Gedanken konzentriert, wird uns befähigen, später, wenn wir uns einige Übung darin erschaffen haben, auch diesen selbst geschaffenen Inhalt wieder wegzumachen. Und dann befinden wir uns in einem „geistigen Raum“, der nun nicht mehr am Gedanken „klebt“, sondern dahinter, darüber oder wie auch immer steht, ihn im Grunde, zeit- und „raumlos“, umfasst. Dass nun zu dieser Schulung eine Grundhaltung der Ehrfurcht und Achtung gehört, versteht sich fast von selbst. Das Wesentliche in solchem Erleben aber ist das betreten einer höheren Dimension, in der sich alles auflöst, was uns sowohl an die Vergangenheit wie an die Zukunft bindet. Es ist ein Zustand absoluter Geistes-Gegenwart…

Die Brücke, die das Denken schafft, ist das Hinweisen und Hinführen an diese Erlebnisse. Deswegen ist es nicht etwa wegzumachen oder zu verdrängen, sondern im Gegenteil, zu stärken! „Lob dem Denken“ also… und dies in gedanklicher Art und Weise… sei an dieser Stelle mein Credo!

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Artikel zum Anhören

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Willkommen im Club der Unbelehrbaren!

UnbelehrbareGehören Sie, wie ich, zu den Menschen, die sich im Laufe der Jahre zwar recht viel Wissen angeeignet haben, aber in der Umsetzung des Gelernten oft schlicht zu faul sind? Zwar kennen Sie alle möglichen Einwände, die man zu gewissen Handlungen, Konzepten, Anschauungen machen könnte, wissen auch, dass Ihr Verhalten Sie in manchen Situationen nicht weiter bringt, tun es aber trotzdem immer wieder (oder gerade nicht)?

Willkommen im Club der Unbelehrbaren! Ich kenne diese Pleite zur Genüge und mache stets von neuem wieder Vorsätze in Richtung Besserung (nicht nur am Jahresende). Doch wie Sie ebenfalls wohl wissen: der Weg zur Hölle ist genau damit gepflastert…

Warum nur tut man sich so schwer damit, einmal Erkanntes wirklich und radikal umzusetzen? Warum fällt man immer wieder auf dieselben Tricks und Trotts herein?
Wissen befriedigt offenbar unser Gemüt so sehr, dass wir – trotz Einsicht – keinen Bedarf mehr haben, tiefer zu gehen und vor allem, in die Tat zu schreiten. Wir leiden vielleicht an einer Krankheit und plötzlich erfahren wir vom Arzt, wie die Krankheit heißt, nur das. Allein der Name befriedigt uns scheinbar zur Genüge. Das Wissen darum, wie die Krankheit heißt und vertrauen zu dem ganzen Heilungsapparat, der bestimmt ein Mittelchen dagegen hat, genügt offensichtlich den meisten. Die Hoffnung darauf entlastet uns sehr, obwohl das Leiden dadurch nicht weniger geworden ist. Vielleicht laufen die Prozesse ähnlich in unserem Geldsystem, deren natürlicher Zerfall sich “auf Teufel komm raus“ und entgegen jeder Vernunft, verzögert und verlängert durch raffinierte finanztechnische Methoden. Doch lassen wir diesen Aspekt beiseite. Die Grundsatzfrage lautet: Warum verfallen wir immer wieder denselben Mustern, Lastern und Eigenheiten und lassen uns von ihnen leiten.

Vielleicht haben Sie gelernt Auto zu fahren? Dann kennen Sie den Unterschied von Wissen und Erleben sehr gut! Würden Sie noch heute, nach vielen Jahren in der Praxis, mit dem Verstand fahren und an jede Hand- oder Fußbewegung denken während des fahrens und lenkens, dann hätten Sie wohl bald einen Totalschaden! Müssten Sie jedes mal überlegen, wo das Brems- und wo das Gaspedal ist, kämen Sie sehr schnell in oberbrenzlige Situationen! Und genauso ist es mit allen unseren Handlungen, unseren gelernten Verrichtungen. So geht es dem Maurer und dem Schreiner ebenso, wenn sie ihr Handwerk ausüben. Was man sich anfangs erst mühsam über den Kopf aneignen musste, geht nach einiger Zeit in eine Art lebendigen Tuns über, prägt sich in „Leib und Seele“ ein, wie man so schön sagt. Diese Art von „gelebtem Handwerk“ geht dem rein intellektuellen Tun mit „lockerer Hand“ voran!

So ist es mit allen Dingen, egal ob sie die praktischen Taten betreffen oder unser Gedankenleben. Nur, in gewissem Sinne sind auch die Gedanken praktische Taten. Auch hier gibt es immer beide genannten Ebenen, die intellektuelle, rein vom Kopf her verstandene und die in tiefstem und wahrstem Sinne begriffene! So können die unterschiedlichsten Konzepte entstehen, wie wir die Welt anschauen und verändern möchten. Immer geht das Erlebte tiefer, weiter als das intellektuelle, rein vom Kopfe her gesteuerte Wissen.

So ging es mir mit manchen Büchern, die mir wirklich am Herzen lagen. Anfangs waren es nur Texte/Gedanken anderer. Man las den Inhalt, verstand einiges, anderes wiederum nicht. Es mag sein, dass von Anfang an eine Art Zauber darin lag, den man aber noch nicht so recht zu deuten wusste. Aber er ließ uns die Texte immer wieder von neuem lesen. Und mit jedem lesen, mit jedem verflossenen Zeitabschnitt gewann der Inhalt mehr und mehr an Tiefe. Irgendwann ist die Verbindung damit so groß geworden, dass man damit zu Leben beginnt. Es ist mit Bestimmtheit nicht mehr dasselbe Buch, derselbe Inhalt, wie das dogmatische Aufnehmen von Wissen davor! Wenn Gedanken lebendig werden, verlieren sie jeden Staub und jede Trockenheit eines “aufgetörnten“ Verstandes. So lebendig erging es mir persönlich nur mit sehr wenigen Büchern. Die meisten liest man ohnehin nur einmal oder gar nicht zu Ende. Gerade die angesprochene Erfahrung aber zeigt, wie viel mehr Tiefe die „Gedanken“ haben können, jedenfalls viel tiefer, als wenn man sie nur oberflächlich aufnimmt. Und dies gilt natürlich in allen Belangen, nicht nur bei Büchern, Texten, sondern auch in Begegnungen, Erfahrungen, „Erlebtem“!

Für Außenstehende ist es nicht immer leicht herauszufinden, ob jemand Gedanken/Taten wirklich (nach-) erlebt oder nur trocken wiedergibt. Die Erfahrung dessen geschieht oft intuitiv, aber zuweilen unbewusst. Dennoch haben erlebte Gedanken wesentlich mehr Kraft und Energie in sich, als die trockenen, auch wenn die Worte die gleichen bleiben. Das erkennt man durchaus. Denn man kann es eben selbst nacherleben! Die Kraft der gelebten Gedanken überträgt sich auf den Leser und insbesondere auf den Zuhörer. Auf der anderen Seite bewirken trockene Gedanken oft das Gegenteil: zuweilen schläft man dabei ein. Dies wäre wohl der Glücksfall.
Die Unbelehrbarkeit jedenfalls hängt mit der Tatsache zusammen, dass wir nicht bereit sind, uns auf die tiefere Ebene der Dinge einzulassen. Auf der Oberfläche spielen immer Argumente gegen Argumente, Tatsachen gegen andere Tatsachen. Das Verweilen auf dem einmal Erlernten konserviert unser Bewusstsein, trocknet es aus. Vielleicht geschehen die wirklich wichtigen Dinge sogar ausserhalb dieser Gedankenwelt. Vielleicht ereignet sich das Wesentliche zwischen den Gedanken?

Gedankenschnippsel vom Sonntagnachmittag, den 13. September 2015…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Ist Goethes Urpflanze nur eine Idee?

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Mein letzter Aufsatz über Kunst wird dem Begriff der „Idee“ nicht gerecht, wenn ich schreibe, dass viele Kunstprodukte doch „nur“ Ideen und deshalb Kopfsache seien. Deshalb möchte ich hier näher darauf eingehen.
Auf die Bemerkung Schillers, dass die „Methamorphosenlehre“ doch nur eine Idee sei, antwortete Goethe: „Es soll mir recht sein, wenn ich Ideen habe und sie mit eigenen Augen sehe!“

„Man muss sich der Idee erlebend gegenüberstellen können, sonst gerät man in ihre Knechtschaft.“ (Rudolf Steiner, Philosophie der Freiheit). Sich der Idee erlebend gegenüberstellen, genau das tat Goethe und deshalb gerät er nicht in ihre Knechtschaft. In der Lehre von der „Metamorphose der Pflanze“, findet er sozusagen als Quintessenz seiner umfassenden Studien die „Urpflanze“. Diese Urpflanze kann Schiller natürlich nicht physisch sehen, niemand kann das, aber er kann sie auch nicht nacherleben. Und deshalb spricht er in geringschätziger Form von einer bloßen Idee. Wenn Goethe aber von der Urpflanze spricht, so hat er dem nicht nur eine „bloße Idee“ zugrunde gelegt, sondern ein Erlebnis! Denn diese Urpflanze ist sozusagen ein begrifflich „sichtbar“ gemachter Prozess. Es ist der Prozess des Wachstums, welcher sich in „andersartiger Gleichheit“ in jeder Pflanze wiederholt. So ist der Begriff der Urpflanze die Zusammenfassung des Wachstumsprozesses, der dem Pflanzenreich innewohnt!  Ist Goethes Urpflanze nur eine Idee? weiterlesen

Digitale Technik im Kreuzfeuer

TechnikDiskussionen über technologische Möglichkeiten und Machbarkeiten häufen sich. Manche zeichnen Horrorvisionen bei gewissen Entwicklungen auf. Und dennoch sind sie nicht zu stoppen…

Vor zwei Jahrzehnten war es kaum denkbar, dass sich einige Jahre später Jugendliche und Erwachsene nur noch via Smartphone unterhalten. Dass ein einziges Gerät soviel Zeit unseres Lebens beanspruchen würde, hielt man für einen indiskutablen Zustand, hätte man ihn kommen sehen. Als sie dann da waren, diese Dinger und immer raffinierter wurden, brannte sich das Bild langsam, schleichend und unaufhaltsam in der Gesellschaft ein. Die Macht der Gewohnheit, die zunächst alles Neue verdammt und wenn es sich doch erst einmal etabliert hat, vergöttert, ist ein typisches Merkmal der menschlichen Natur…  Digitale Technik im Kreuzfeuer weiterlesen

Selbst-Reflexion, einmal anders betrachtet

SelbstreflexionWenn man den Begriff Selbstreflexion im allgemeinen Kontext hört, kann man sich berechtigterweise die Frage stellen, was das eigentlich bedeutet. In der Psychologie meint es in der Regel dies: Zu beobachten, wie man selbst in bestimmten Situationen reagiert, handelt, wie man fühlt und denkt. Sich selbstkritisch in Frage stellen und die Gedanken, die man äußert, auf ihre Richtigkeit hin überprüfen. Es geht in erster Linie um die Objektivierung eigenen Verhaltens, um richtiges, wahrheitsgetreues Denken und Wahrnehmen. Selbstreflexion in diesem Sinn, findet auf der Ebene der Gedanken statt. „Ist es wirklich richtig, dass ich dieses oder jenes gesagt, getan habe oder tun werde?“ –  „Habe ich diese Mitarbeiterin richtig behandelt, oder war ich zu streng mit ihr?“ – „War es falsch, dass ich mich aus der Gruppe zurückgezogen habe?“ u.s.w. u.s.f.  Selbst-Reflexion, einmal anders betrachtet weiterlesen

Ist Parteipolitik noch zeitgemäß?

PeopleSind Parteien noch zeitgemäss?
Zugegeben, eine sehr provokative Frage, die an einem Jahrhunderte alten Konzept rüttelt. Einige Gedanken zum Arbeitertag…

Erinnern wir uns: der Name „Partei“ kommt von „Parte“, was soviel wie „Teil“ bedeutet. Damit ist schon geklärt, um was es sich handelt: um Teilmeinungen, partielle Ansichten, Voten, Weltanschauungen, Standpunkte. Diese Tatsache ist den jeweiligen Vertretern nicht immer ganz präsent. Es gibt kaum Parteimitglieder, die nicht mit „Leib und Seele“ an ihre Parolen als eine unumstößliche Wahrheit glauben.  Ist Parteipolitik noch zeitgemäß? weiterlesen

Karl Popper und der kritische Realismus

Karl_PopperDer Philosoph Karl Popper wurde am 28. Juli 1902 in Wien geboren. Vor allem die Werke von Platon, Hegel und Marx beeinflussten und veranlassten ihn zur Gegenthese einer „geschlossenen Gesellschaft“. Von ihm stammt unter anderem der Begriff der „offenen Gesellschaft“

Einige Aspekte zu seinem Werk:
In Wikipedia steht folgendes:
“Der Kritische Rationalismus übernimmt die im Alltagsverstand selbstverständliche Überzeugung, dass es die Welt wirklich gibt, und dass sie vom menschlichen Erkenntnisvermögen unabhängig ist. Das bedeutet beispielsweise, dass sie nicht zu existieren aufhört, wenn man die Augen schließt. Der Mensch aber ist in seiner Erkenntnisfähigkeit dieser Welt durch seine Wahrnehmung begrenzt, so dass er sich keine endgültige Gewissheit darüber verschaffen kann, dass seine Erfahrungen und Meinungen mit der tatsächlichen Wirklichkeit übereinstimmen (Kritischer Realismus). Er muss daher davon ausgehen, dass jeder seiner Problemlösungsversuche falsch sein kann.“

Er kann, in diesem Zusammenhang betrachtet, nicht nur davon ausgehen, dass seine Problemlösungsversuche falsch sein können, sondern zwingend falsch sein müssen. Das ist eben der Haken an der ganzen Sache! Somit geht auch die Theorie des kritischen Realismus bachab. Sie vernichtet sich sozusagen selbst. Denn sie verschließt die Tore zu einer objektiven Welt, indem sie diese (zumindest aus der Sicht des menschlichen Erkenntnisvermögens heraus), negiert, und deren Realität von der subjektiven Sichtweise trennt (Dualismus). Genau damit stellt sie ihrerseits ein objektives Urteil, auf vermeintlich subjektiver Basis, auf. Popper weist meines Erachtens verständlicherweise auf die Relativierung unserer Urteile hin. Er stellt dieses Relative als Voraussetzung in der zwischenmenschlichen Kommunikation hin. Meinungen, Ansichten, Weltanschauungen treffen aufeinander und bekämpfen oder ergänzen sich, je nach Blickwinkel. Dabei setzt er jedoch die Grenze der Erkenntnis sehr tief an. Er gesteht, seiner Erfahrung gemäß, und vermutlich unbewusst, auch anderen Menschen keine höherere Erkenntnis zu, als er sie selbst erfahren hat. Alle haben sozusagen „ein bisschen recht“. Die “Wahrheit“, wenn man das Produkt dieser Überlegungen im Lichte des kritischen Relativismus überhaupt so nennen darf, findet sich, dessen These nach, erst in der eigenen Auseinandersetzung mit Themen oder im Austausch untereinander, wenn auch nicht zwingend.

Wenn das menschliche Erkenntnisvermögen, wie es Popper, Kant und andere proklamieren, tatsächlich so begrenzt ist, dass es sich keine Gewissheit darüber verschaffen kann, ob die reale Welt wirklich so ist, wie sie ist, dann gleicht jedes Urteil einem Zufallstreffer. Die Wahrheit wird sozusagen ein interaktives Zufallsprodukt. Sie entbehrt damit einem realen Fundament. Gleichzeitig erlischt jeglicher Sinn des zwischenmenschlichen Austausches. Jeder Satz müsste mit “könnte sein oder auch nicht“ kommentiert werden. Bestenfalls könnte die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit einer Sache eingestanden werden. Dabei würde man unweigerlich die Frage stellen müssen, worauf die Einschätzung dieser Wahrscheinlichkeit/Unwahrscheinlichkeit denn beruht? Wer richtet? Wer entscheidet? Und wie entsteht die Begrenzung der eigenen Erkenntnis einer Sache gegenüber? Jeglicher geistiger Halt geht so verloren, relativiert sich. Ob der kritische Realismus sich auch streng logischen (z.B. mathematischen und wissenschaftlichen) Erkenntnissen gegenüber in dieser Weise stellt ist mir unbekannt. Die Anwendbarkeit bezieht sich jedenfalls auf alles, was spekulative, nicht exakte Wissenschaft ist und dazu gehören philosophische, religiöse und weltanschauliche Fragen. Aber genau dort wäre mehr Klarheit wichtig und gefordert.

Nicht dass ich persönlich die Relativität der Wahrheit im alltäglichen Urteil bestreiten würde. Auch dieses Statement ist so betrachtet nur relativ richtig. Der Begriff an sich ist nicht umfassend und abschließend, sondern lässt immer Ergänzungen, Korrekturen, Differenzierungen zu. Wer aber aus der Relativität heraus Erkenntnisgrenzen setzt, der befindet sich in seichtem Gewässer und wird bald stranden müssen. Konsequent weitergedacht, dürfte der kritische Realist keine Grenzen setzen, sondern alle Grenzen aufheben. Denn jedes Urteil darin würde problematisch werden, auch das eigene…
Die Relativität hat immer Potenzial nach oben. Dabei kann offen gelassen werden, ob der Mensch dabei nicht auch in vollkommen neue Dimensionen vorstoßen kann, die zur absoluten Freiheit führen können. Erst die Erfahrung wird es zeigen.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Freie Gemeinschaften

GemeinschaftenEin hohes, soziales Ziel einer modernen Gesellschaft ist die Förderung „freier Gemeinschaften“. Diese definiert sich ausnahmslos durch freie Mitglieder. Frei können sie nur sein, wenn die darin befindlichen Menschen frei sind. Da sie nicht zum vornherein frei sind, sondern es erst werden müssen, gestaltet sich diese Zielvorgabe als äußerst schwierig.

Das grösste Problem dabei sind „Verkittungen“ und „Verquickungen“, die durch unfreie Menschen geschaffen werden. Verbinden sich diese mit negativen gruppendynamischen Effekten, kann dies die Entwicklung der höheren Ziele jedes einzelnen erheblich stören, auch wenn sich diese als „freie Gemeinschaft“ bezeichnen. Dies geschieht selbst dann, wenn die Inhalte solcher Gruppen edler Natur sind (Menschenrechte etc.) Der freie Mensch definiert sich nicht über den Inhalt, sondern über „moralische Intuitionen„, das heißt immer durch situationsangepaßte, sittliche Ideen und Impulse.

Eine solche Gemeinschaft hätte in diesem Sinn den Auftrag, den Menschen einen Nährboden zu schaffen, der sie näher zur individuellen Freiheit bringt. Welcher Art diese Freiheit ist und was sie nicht ist, kann in Dutzenden von Beiträgen in diesem Blog nachgelesen werden. Nicht Normen, Gesetze, Vorgaben, Richtlinien, Traditionen, Sittengebräuche u.s.w. sind es, die lenken und leiten. Ebenso wenig führen jede Art von Fanatismus oder Dogmatismus dahin, sondern einzig gegenseitiges Vertrauen, Toleranz und eine bedingungslose Liebe zum Nächsten und zu sich selbst. Und dazu gehört die Förderung der individuellen Anlagen von Kindesbeinen an.

Was heißt das? Wo stehen Sie selbst? Wie nahe sind Sie persönlich an dieser Zielvorgabe beteiligt? Wie fördern Sie die Menschen in Ihrem Umkreis in dieser Weise? Welche Intentionen tragen Sie zur Freiheit der Menschen in Ihrer Nähe bei? Wie gestalten Sie den Raum der anderen? Brauchen Sie dafür Durchsetzungsvermögen, Disziplin oder gar Schlauheit? Wenn Sie sich etwas wünschen, wie kommen Sie zu Ihrem Ziel? „Über Leichen“ oder im gegenseitigen Einvernehmen? Das sind Fragen die man sich unentwegt und immer wieder von Neuem stellen muss.

Das Gegenteil einer freien Gemeinschaft ist eine verdeckte, verlogene Gesellschaft von sich selbst behauptender Egoisten, egal wie hoch ihre sozialen oder spirituellen Ansprüche von ihnen selbst gestellt werden. Jede persönliche Übervorteilung gegenüber anderen, reduziert dessen Freiheit, egal ob er/sie es merkt oder nicht! Gerade dies ist die vorrangige Wirkung der meisten (leeren) Versprechungen dieser Art: Sie wirken direkt ins Unterbewusstsein und lassen den Übertölpelten im „Schnäppchenglauben“ oder im „Seelenheilglauben“. Vieles ist in dieser Weise psychologisch konstruiert und konditioniert. Gerade das wichtigste, nämlich das Selbstbewusstsein, wird dabei ausgeschlossen. So wirkt gute Werbung gerade durch Ausschluss desselben! Alles andere ist eine Lüge…

Ist eine freie Gemeinschaft also ein Ideal, kein normaler Zustand? Ich würde sagen, ja, aber ein realistisches Ideal. Erst wenn jedes Mitglied zumindest eine Ahnung davon hat, wie und wo er/sie seine/ihre eigene persönliche Freiheit finden kann (nämlich nur bei  sich selbst), wird sich die Gesellschaft in eine andere Richtung bewegen können. Glaubt man nicht an diese Freiheit, sondern sieht den Menschen bestenfalls als ein einigermaßen klug konstruiertes und mit Vernunft begabtes Wesen, jedoch mit einer tendenziell unkorrigierbaren Neigung zum Egoismus, dann kann sich eine Gesellschaft niemals ändern. Krieg, Betrug, Lüge und persönliche Übervorteilung bleiben darin die unverrückbare Grundausrichtung. Entwicklung zu besseren sozialen Verhältnissen werden immer an den Machtgelüsten anderer scheitern. Insofern wäre es auch konsequent, die Zähne zu zeigen und nichts zu verdecken und zu leugnen!

Für Partnerschaften kann man übrigens das gleiche sagen. Das Ego liebt anders als ein freies Ich! Diese Liebe möchte immer etwas für sich selbst einfordern. Sie sucht die eigene Befriedigung (gegebenenfalls durch den anderen). Alles andere ist eher Pflicht als Kür. Man tut es, um selbst wieder zu erhalten. Das freie Ich lebt vom schenken! Es findet die Erfüllung im Wohl des/der anderen. Es ist die Art von Liebe, wie sie von Paulus im Römer-Brief beschrieben wird. Eine freie Gesellschaft lebt ebenfalls vom schenken. Das bloße einfordern gehört an die gebundene Welt und zum gebundenen ich.

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Endlose Jagd nach Inhalten

JagdDie Hauptaufgabe der Bewusstseinsentwicklung kann nicht primär darin bestehen, immer neue Inhalte (informative Seite) zu schaffen und einzuverleiben. Der Blick und die Jagd nach Inhalt verdeckt den dahinterliegenden Vorgang der (Selbst-) Erkenntnis. Ich erachte diesen als das entscheidende Bewusstseins-Werkzeug unserer Zeit.

Dieses Aushalten des Inhaltslosen ist für die stets nach Sensation und Action ringende Seelenverfassung unserer modernen Gesellschaft ein unhaltbarer Zustand. Die Welt soll die Nahrung liefern, der es uns aus uns selbst heraus ermangelt.
„Erkenntnis-Dramatik“ vollzieht sich an einem Punkt, nicht an der Breitseite des Lebens und ebenso wenig am Panorama der sichtbaren Welt. Und um diesen einen Punkt geht es. Er ist das Nadelöhr jeglicher spiritueller Entwicklung. Gewiss, man kann das bestreiten, wie man alles bestreiten kann. Man kann die Wahrnehmung und die sogenannten „realen Verhältnisse“ überbewerten und ins Zentrum rücken. Dort wird man endlos und vergeblich nach Geist suchen. Deshalb wird von vielen auch bestritten, dass es ihn gibt (naiver Atheismus und Realismus usw.). Der eigene (geistige) Denkakt wird dabei übersehen.

Nur wer versteht, dass im Ineinandergreifen von Begriff und Wahrnehmung das innere Licht im Subjekt des Denkenden erscheint, hat das Werkzeug zu unmittelbarer geistiger Erkenntnis in der Hand. Wer die Inhalte selbstvergessend alleine auf der Wahrnehmungsseite sucht, wird nichts dergleichen finden. Die materiellen Erscheinungen der Welt erschließen sich im Erkenntnisakt jedes einzelnen. Das Erleben tritt, geistesgegenwärtig, am Schnittpunkt von Welt und Ich auf.

Das ist der Punkt, um den sich ALLES dreht…

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Darauf bezieht sich auch der Fokus des Inhaltlichen dieses Blogs. Es ist sozusagen der (letzte) Inhalt vor dem Inhaltslosen. Indem wir unser Augenmerk auf die Außenwelt lenken, versinken wir wahrnehmend und vorstellend in ihr. Wir tauchen ab in unsere Gedankeninhalte und sehen mit diesen in die Welt hinaus. Das tue ich auch in diesem Augenblick. Nur mache ich selbst beobachtend auf eben diesen Tatbestand aufmerksam! Wir können diese Gedanken auch auf uns selber richten, denn wir sind ein Teil dieser Außenwelt, insofern wir einen Körper haben. Ja selbst unsere Gefühle und Taten orientieren sich meistens daran. Bleibt noch das Denken übrig. Aber genau dieses vergessen wir normalerweise im tätigen Akt. Wir können nicht denkend das Denken denken! Aber wir können einen neuen Standpunkt „erobern“, der außerhalb des Denkens steht, und den Fluss der Gedanken beobachten. Dies geschieht im Jetzt. Wer das bestreitet, dem steht eine Erfahrung bevor. (Dazu empfehle ich die Videos von Eckhard Tolle, für mich einer der zündenden Faktoren geistigen Erwachens)

Erst an diesem Punkt wird die „Schwelle“ zur geistigen Welt überschritten. Dies zeigt schon der Tatbestand, dass der Punkt selbst nur gedanklich gefasst werden kann und nichts real materielles darstellt. An dieser Schwelle befinden wir uns schon lange. Deren dumpfes Erleben erzeugt Leid und Schmerz! Leiden heißt Angst haben, Angst vor der Absonderung, der Abspaltung zu unserem geistigen Kern. Wir sind Doppelwesen. Mit einem Teil verankert in der physischen Welt, der andere lebt jenseits dieser Schwelle und möchte sich mit dem materiellen Teil vereinigen. Das verhaftet sein mit diesem spaltet unser Bewusstsein ab von jenem. Es erlebt sich als Teilselbst, beziehungsweise in vielen Teilselbsten! (Konzept Voice Dialogue)

Und weil die Erfahrung des vom Inhalt unabhängigen „Punktes“, zentral, im wahrsten Sinne des Wortes ent-scheidend für die Bewusstseinsentwicklung des Menschen und der Menschheit ist, spreche ich ausschließlich über sie. Jedes Festhalten an „interessanten Inhalten“, könnte von diesem einen, realen Erlebnis ablenken. Neue (geistige) Inhalte (Intuition genannt) werden später daraus entstehen können und erneut ins volle Leben eingreifen. Sie bilden sich aus der in dieser Weise neu geschaffenen Verbindung von (Selbst-)Beobachtung, Intuition und Begriff. Wohlan, sie können auch ohne dieses Schwellenerlebnis, von jenen die es erfahren haben, vermittelt werden und sie zeigen möglicherweise sogar nachhaltige Wirkung. Genau so gut können sie aber auch eine Art Genügsamkeit, blosse Neugier und blinden Glauben erwecken. – „Hat der Doktor nicht schön gesprochen?!„, hallt es dann nach oder: – „Hoch interessant, diese geistigen Zusammenhänge!“ Solche und ähnliche Begründungen brennen sich schnell in die Gehirne spiritueller Anhänger ein. Sie kennen keinen Stachel mehr, der sie auf den eigenen Weg führt. Der Glaube daran, dass es keine Erkenntnisgrenze gibt und die Tatsache allein, dass unser geliebter Lehrer dies auch so denkt, vermag diese noch nicht wegzuschaffen! Das gelingt nur in jedem einzelnen Menschen, der sich auf den Weg zur Selbsterkenntnis macht!

„Eigentlich ist der Grundgedanke meiner „Philosophie der Freiheit“ gewesen, dass ich aufmerksam darauf gemacht habe: In das Denken, dass sich der moderne Mensch erworben hat, kann er sein Ich-Wesen wirklich hineinschieben… Und so wird der Mensch seines Ich-Wesens sich wirklich bewusst im reinen Denken, wenn er so die Gedanken fasst, dass er aktiv, tätig in ihnen lebt.“ Rudolf Steiner (aus einem Vortrag vom 03. Februar 1923)

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

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